Bewerbung: Der Aufbau der 3. Seite

Wer glaubt bei einer Bewerbung zählt in erster Linie der Inhalt, der liegt nicht ganz richtig, denn neben einer fehlerfreien Rechtschreibung und einer mangellosen Grammatik und Zeichensetzung, ist auch das äußere Erscheinungsbild einer Bewerbung wichtig.

Und dazu zählt einerseits, dass die Bewerbungsunterlagen ordentlich und ohne Eselsohr in die Bewerbungsmappe kommen (oder ordentlich gescannt per E-Mail verschickt werden) und andererseits auch das Erscheinungsbild der einzelnen Textdokumente. Daher wird dieser Beitrag den Aufbau der Dritten Seite thematisieren.

Eins vorweg: Das Layout der Bewerbungsunterlagen ist immer auch ein Stück weit Geschmacksache. Daher kann keine Empfehlung bis ins Detail ausgearbeitet werden, allerdings gilt es beim Layout der Bewerbungsunterlagen folgende Grundregel zu beachten: Das Layout der Bewerbungsunterlagen muss die ausgewählten Unterlagen in Szene setzen, ohne dabei vom Inhalt abzulenken. Viel wichtiger ist es, sich auf wenige Layout-Elemente zu fokussieren und diese so auszuwählen, dass sie stimmig sind und die Highlights der Bewerbung positiv hervorheben.

Aufbau und Formalien der Dritten Seite

Der Personalreferent erwartet diese Seite nicht, das heißt sie ist zu einem großen Teil auch eine Überraschung für ihn – und diese sollte natürlich positiv ausfallen, um in guter Erinnerung zu bleiben und sich im Bewerbungsprozess günstig auf die Stellenzuteilung auszuwirken.

So sieht dieses „Extra-Blatt“ aus:

  1. Die Dritte Seite beginnt mit einer Überschrift, die neugierig macht. Dabei muss diese Headline so viel verraten, dass der Personalreferent gerne weiterliest und so viel verheimlichen, dass er nicht schon von vornherein weiß, was nun folgt. Personalreferenten sind auch Menschen, die vielleicht sogar ein bisschen neugieriger sind als andere. Appellieren Sie an diese Neugier und verfassen Sie eine Headline, die einer Dritten Seite würdig ist. „Ich über mich“, „Meine Motivation“ oder „Was Sie sonst noch über mich wissen sollten …“ ist übrigens Standard und nicht besonders einfallsreich!
  2. Der Hauptteil ist kurz und knackig. 15 Zeilen sollten das Maximum sein. Diese Begrenzung dient im Übrigen nicht dazu, Sie einzuschränken, sondern kann Ihnen helfen. Wichtig ist, Ihre Botschaft klar zu machen und in nur wenigen Sätzen zu erklären, warum Sie ein Bewerber sind, der eine Dritte Seite braucht, und warum das Unternehmen auf jemanden wie Sie nicht verzichten kann. Die Begrenzung des Hauptteils hilft Ihnen, den Personalreferenten nicht zu langweilen. Aber Achtung: Wer andersherum glaubt, je weniger desto besser, der irrt. Denn je kürzer der Text ist, desto gewählter muss die Wortwahl sein – schließlich herrscht Platzmangel! Nutzen Sie die Möglichkeit des Platzes der sich Ihnen auf dem Papier bietet auch für sinnvolle Formatierungen und eine Gliederung mit Zwischenüberschriften, falls Sie mehrere Thesen anführen. Das hilft beim Lesen.
  3. Datum, Ort und Unterschrift bilden den Abschluss der Dritten Seite.

Was sagt die Dritte Seite der Bewerbung aus?

„Ich bin etwas Besonderes und habe Ihnen etwas Besonderes mitzuteilen.“ Das ist die Übersetzung für die bloße Beanspruchung einer Dritten Seite in einer Bewerbung – wenn diese nicht explizit in der Stellenanzeige gefordert wurde. Das heißt auch, wer eine Dritte Seite anlegt, der haut – bildlich gesprochen – ordentlich auf die Pauke – und muss nun auch inhaltlich halten, was er verspricht.

Gängige Inhalte auf der Dritten Seite sind…

  • Argumente für die Besetzung der Stelle durch den Bewerber
  • die fachliche und auch persönliche Qualifikation und Eignung des Bewerbers
  • spezielle Kompetenzen und Fähigkeiten, die weder im Bewerbungsschreiben noch im Lebenslauf entsprechend hervorgehoben werden
  • persönliche Einstellungen, die für die Stelle nötig sind, und andere Faktoren, die persönlichkeitsbildend sind und einen engen Bezug zum Job haben
  • Motive, um sich für diese Stelle zu bewerben

Wer nun sagt, dass diese genannten Inhalte eigentlich in das Bewerbungsschreiben und den Lebenslauf gehören, der hat vollkommen Recht – und das heißt auch, dass nur auf die Dritte Seite „ausgewichen“ werden darf, wenn etwas außerhalb der Norm die Persönlichkeit ausmacht oder speziell für diesen Beruf qualifiziert.

Ein Beispiel aus dem sozialen Bereich

Dieses 5-jährige Mädchen inspirierte zu einer großen Tat – und zu einer emotionalen Geschichte für die Dritte Seite der Bewerbung.

Ein Studium der Sozialen Arbeit absolvieren viele. Und auch Praktika sind Pflicht. Wer allerdings das Pflichtpraktikum freiwillig verlängert, darf damit auf der Dritten Seite der Bewerbung angeben. Somit wäre die Rechtfertigung für das Anlegen einer Dritten Seite schon einmal gegeben. Doch wie kann diese nun inhaltlich gefüllt werden? Darauf gibt es nur eine Antwort: Emotional! Denn nur wer dem Inhalt der Dritten Seiten der Bewerbung eine ganz persönliche Note gibt, kann sicher sein, dass kein Mitbewerber diese Geschichte zu erzählen hat.

 

Ein gutes Textbeispiel könnte so lauten: Ein ungeeignetes Textbeispiel wäre dieses:
Ich wusste, ich musste sie auf ihrem Weg begleiten. Als ich am ersten Tag meines Praktikums das Waisenhaus betrat, fiel sie mir gleich auf: Jamila war nicht wie die anderen Kinder im Waisenhaus. Sie kam nicht neugierig angelaufen, als die „Weiße“ (so nannten sie mich) in der Tür erschien. Jamila blieb abseits stehen und blickte nur gelegentlich auf. Bereits zu Beginn meines Praktikums war mir klar, dass ich herausfinden wollte, was Jamila fehlte – und ich ihr helfen wollte. Die Tatsache, dass sich ein deutsches Ehepaar ausgerechnet für die schüchterne 5-Jährige interessierte, kam hinzu und als Jamila nach drei Monaten Vertrauen zu mir gefasst hatte, war mir klar: Ich konnte sie nicht allein lassen auf dem emotionalen Weg zu ihren deutschen Adoptiveltern. Das tat ich auch nicht. Ich verlängerte mein Praktikum um weitere drei Monate und konnte sogar mit Jamila nach Deutschland fliegen. So wie ich Jamila geholfen habe, möchte ich noch vielen Kindern helfen – und eine Möglichkeit dazu sehe ich in Ihrem Unternehmen. Ein Praktikum in Deutschland zu machen, kann jeder, dachte ich mir, deswegen entschied ich mich für ein Waisenhaus in Afrika. Da ich nach Ablauf meines Pflichtpraktikums noch weitere Monate im Land bleiben wollte, um Land und Leute kennenzulernen, entschied ich mich, das Praktikum zu verlängern. So musste ich mich nicht um eine neue Bleibe kümmern.

 

Bildnachweis: deeaf/fotolia.com, dr322/fotolia.com

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