Sie haben eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erhalten und stecken mitten in den Vorbereitungen. Fragen haben Sie bereits recherchiert, aber das Thema „Körpersprache Gestik“ ist Ihnen noch ein kleines Rätsel. Dass Sie auch nonverbale Signale während eines Gespräches aussenden, ist Ihnen bewusst. Aber wie werden diese von Ihrem Gegenüber möglicherweise gedeutet und wie können Sie gleichzeitig Gesten des Personalers richtig interpretieren?
Das erfahren Sie in diesem Artikel. Sie werden am Ende wissen, welche unterschiedlichen Kategorien von Gesten es gibt und zum Schluss auch wissen, wie Sie diese richtig interpretieren. Das hilft Ihnen, Missverständnisse in Ihrer Körpersprache zu vermeiden.
Lesen Sie, wie wichtig die Körpersprache Gestik für die Kommunikation ist, mit welchen Bewegungen Sie welche Signale senden und welche Wirkung diese auf Ihren Gesprächspartner haben. Lernen Sie, was Sie bei der Interpretation von Gesten beachten sollten und erhalten Sie mit diesem Wissen mehr Sicherheit für das nächste Bewerbungsgespräch.
Gesten sollten zu Ihren Äußerungen passen
Ob Sie es wollen oder nicht, Ihr Körper spricht auch dann, wenn Sie einmal nichts sagen. Deshalb wird die Körpersprache auch als nonverbale Kommunikation bezeichnet. Das bedeutet, dass sie ingesamt mehr über Sie verrät, als Ihnen vielleicht bewusst oder lieb ist. Schon allein das Anheben Ihrer Augenbrauen gibt Ihrem Gesprächspartner genug Zündstoff, über den er nachdenken kann. Es könnte zum Beispiel zum einen bedeuten, dass Sie über etwas überrascht sind. Zum anderen kann es auch heißen, dass Sie einer Aussage gegenüber skeptisch oder ungläubig sind.
Der Interpretationsspielraum ist demnach sehr groß. Deshalb ist es gut und auch erforderlich, dass Sie Ihre eigenen Körpersignale genauestens kennen. Denn nur dann, wenn Ihre Körpersprache exakt zu dem passt, was Sie verbal äußern, wirken Sie auf Ihren Gegenüber vertrauenswürdig und authentisch. Außerdem hilft es Ihnen gleichzeitig, auch andere und ihre nonverbalen Signale zu verstehen und zu deuten. Mit diesem Verständnis können Sie leichter kommunizieren und auf Reaktionen Ihrer Gesprächspartner eingehen.
Körpersprache Gestik: Wird sie überschätzt?
Über die Wichtigkeit von Gestiken in einem Gespräch gibt es sehr geteilte Meinungen. Befürworter meinen, dass die Körpersprache und damit auch die Gestik für den Erfolg eines Gesprächs von entscheidender Bedeutung ist. Andere hingegen glauben, dass es weniger wichtig sei und viel zu sehr überschätzt werde. Ansichten sind subjektiv. Fest steht, mit Ihren Gesten kommunizieren Sie, auch wenn Sie nichts sagen.
Der Kommunikationsforscher Paul Watzlawick formulierte es in seinem berühmten Satz so: „Man kann nicht nicht kommunizieren“. Damit sagt er, dass selbst ein schweigender Mensch, der sich zum Beispiel in der Bahn neben Sie setzt und keinen Ton von sich gibt, trotzdem kommuniziert. Vielleicht sitzt er zusätzlich ein wenig abgewandt von Ihnen und schaut stur geradeaus. Das jedoch kann ein deutliches Zeichen dafür sein, dass Sie ihn einfach nicht ansprechen sollen, weil er keinerlei Kontakt wünscht.
Man fand heraus, dass die Effekte von Gesten sogar noch stärker sind als die verbaler Äußerungen. Sie wirken nämlich sehr unterstützend auf das, was mit Worten gesagt wird. So können Sie als Zuhörer beispielsweise mit einem einzigen Kopfnicken zeigen, dass Sie der Aussage des Sprechers zustimmen. Dass Sie mit mehr Kenntnissen über Ihre Körpersprache und Gestik auch mehr über sich und Ihren Gegenüber erfahren, bleibt wohl unbestritten.
Viel oder wenig? Das sollten Sie beachten
Neben unseren sprachlichen Äußerungen können Menschen mit Händen und Füßen gestikulieren und versuchen, Situationen nachzuahmen und bildlich darzustellen. So können Sie mit Ihren Händen und Fingern Größen kommunizieren, indem Sie beispielsweise den Daumen und den Zeigefinger zusammen oder auseinander ziehen und damit deutlich machen, wie groß ein Gegenstand ist.
Ob Sie nun zu den Leuten gehören, die viele oder wenige Gesten machen, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Es kommt zum Beispiel darauf an, wo und wie Sie aufgewachsen sind. Südländer gestikulieren beispielsweise deutlich mehr als Mitteleuropäer. Auch Ihr Temperament spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, was Gestik überhaupt meint. Allgemein beschreibt sie vor allem die Aktion Ihrer beweglichen Körperteile wie die Ihrer Hände, Arme, Beine und Füße. Dabei gibt es Personen, die viel und andere, die weniger gestikulieren. Empfohlen wird, immer auf ein gesundes Mittelmaß zu achten. Zu viel Gestik kann Ihre Zuhörer von dem ablenken, was Sie verbal äußern. So wirken zum Beispiel große Armbewegungen oftmals unangenehm auf den Gegenüber. Besonders dann, wenn Sie ihm damit beinahe im Gesicht treffen oder auf andere Weise zu nahe kommen.
Auf der anderen Seite ist eine nicht vorhandene Gestik auch nicht gut. Halten Sie zum Beispiel einen Vortrag und lassen die Arme unbeweglich an Ihrem Körper runterhängen, kann das unmotiviert und gelangweilt aussehen. Wenn Sie nicht wissen, wie Sie mit Ihren Händen umgehen sollen, können Sie ganz einfach einen Stift oder Karteikärtchen in die Hand nehmen. Krampfhaft daran festhalten sollten Sie sich aber auch nicht.
Wie Sie mit Ihrer Gestik kommunizieren
Es gibt unterschiedliche Kategorien von Gesten, die Sie zum kommunizieren mit anderen Menschen einsetzen können. Welche das sind, erfahren Sie in diesem Abschnitt.
Emblem
Mit einem Emblem wie zum Beispiel dem Händedruck benutzen Sie etwas, das die Personen in Ihrem unmittelbaren Kulturkreis direkt verstehen. Sie brauchen sich nicht zusätzlich mit Worten zu äußern und erklären, warum Sie jemandem die Hand reichen.
Illustration
Möchten Sie etwas illustrieren, können Sie zum Beispiel Ihre Finger benutzen und Ihrem Gegenüber verständlich machen, welche Größe ein Gegenstand hat.
Emotionen
Mit manchen Gesten können Sie sogar Emotionen ausdrücken. Ein gutes Beispiel dafür sind die verschränkten Arme. Solche Bewegungen, gepaart mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck, können bedeuten, dass Sie unzufrieden oder gar verärgert sind.
Aufforderung
Gesten können auch als Aufforderung eingesetzt werden. Mit einer einfachen Handbewegung können Sie zum Beispiel jemanden zu sich „rufen“. Auch innerhalb eines Gesprächs können Sie mit einer Bewegung eine Person zum Sprechen auffordern.
Bewertung
Das, was Sie hören, können Sie mit Gesten wie Kopfnicken, Kopfschütteln oder anderen Ausdrücken bestätigen oder verneinen und damit bewerten.
Beruhigen
Fassen Sie sich ins Gesicht und streichen Sie zum Beispiel über Ihren Mund, kann das ein Zeichen dafür sein, dass Sie nachdenken. Berühren Sie immer wieder Ihr Ohrläppchen kann es bedeuten, dass Sie aufgeregt sind und sich selbst mit dieser Berührung beruhigen wollen.
Wie im Vorstellungsgespräch nutzen?
Ihre Gestik als Teil Ihrer Körpersprache spielt in einem Bewerbungsgespräch eine große Rolle. Denn mit Ihr beeinflussen Sie Ihren Gesprächspartner bewusst oder unbewusst. Was Sie in jedem Fall vermeiden sollten, ist ein hektisches und wildes Gestikulieren. Der Personaler könnte das schnell als störend empfinden. Auch sollten Sie die Hände nicht zu einer Faust ballen und damit gar etwas Bedrohliches ausstrahlen.
Halten Sie auch immer genug Abstand zu Ihrem Gegenüber. Es könnte sonst sein, dass er sich bei zu viel Nähe unwohl fühlt und versucht, sich fluchtartig aus der Situation zu befreien. Nutzen Sie Ihre Gesten in Kombination mit Ihrer Mimik und lächeln Sie den Personaler zum Beispiel freundlich an und halten Sie den Blickkontakt aufrecht.
Sitzen Sie, sollten Sie auf alles oberhalb der Taille, Ihre Arme und Hände achten. Angebracht ist in jedem Fall eine gerade Körperhaltung. Benutzen Sie Ihre Hände beispielsweise, um etwas zu verdeutlichen, sollten sie keine zu schnellen Bewegungen machen. Im Stehen sollten Sie Ihre Beine nicht überkreuzen oder nervös das Gewicht von einem Bein auf das andere verlagern. Beides lässt auf Unsicherheit und wenig Selbstbewusstsein schließen.
Wie Sie die Gesten Ihrer Gesprächspartner richtig interpretieren
Mimik und Gestik sollten Sie immer situationsbezogen interpretieren und bewerten. Das heißt, Sie sollten dabei berücksichtigen, unter welchen Umständen die Bewegungen und Veränderungen des Gesichts und des Körpers passieren. Verschränkt zum Beispiel jemand seine Arme vor der Brust und befindet sich gerade draußen und es schneit und ist windig, versucht er vermutlich nur, seinen Körper warm zu halten. Anders sieht es aus, wenn eine Person in einem Meeting oder Jobinterview sitzt und dabei die gleiche Armhaltung einnimmt. Das erweckt in dieser Situation den Eindruck, als sei der Bewerber desinteressiert oder schlecht gelaunt.
Schauen Sie auch, welche weiteren Körpersignale vom Sprecher zusätzlich ausgesandt werden. Achten Sie darauf, wie seine Körperhaltung und Mimik ist. Viel Aufschluss kann auch geben, ob jemand konstant Blickkontakt halten kann oder nicht. Weicht Ihr Gegenüber zu schnell Ihren Blicken aus, ist er vielleicht verunsichert und steht nicht hundertprozentig hinter seinen Aussagen. Aber auch hier kann es in einer anderen Lage, wie zum Beispiel bei einer privaten Verabredung, etwas völlig anderes bedeuten. Es könnte zum Beispiel sein, dass die Person einfach nur schüchtern und zurückhaltend ist oder so sehr von Ihrem Anblick überwältigt, dass sie es nicht schafft, Ihnen mehr als zwei Sekunden in die Augen zu schauen.
Haben Sie durch diese Tipps immer noch Schwierigkeiten damit, andere Menschen in Ihrer Gestik und Körpersprache zu verstehen, gibt es auch spezielle Trainings, an denen Sie teilnehmen können. In diesen werden insbesondere Berufseinsteiger ausgebildet. Zum einen, um Ihre eigene Körpersprache gezielt einzusetzen und zum anderen, um die von anderen Personen richtig deuten zu lernen. Meist klappt das gerade dann gut, wenn Sie Personen und Ihre nonverbale Kommunikation über einen gewissen Zeitraum hinweg beobachten dürfen.
Tipps
- Gesten, die fast nie als negativ wahrgenommen werden, sind kurze Bewegungen. Verschränkte Arme werden zum Beispiel erst dann als negatives Signal gesehen, wenn es sich um einen dauerhaften Zustand handelt. Führen Sie diese Aktion hingegen für einen kurzen Moment aus, um eine Aussage zu verdeutlichen, ist das absolut erlaubt und kein Problem.
- Denken Sie daran, für Ihr Bewerbungsgespräch ein passendes Outfit zu wählen. Denn auch das hat Einfluss auf Ihre Gestik und Ihr gesamtes Auftreten. Haben Sie zum Beispiel ein zu enges Oberteil an, kann Ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt sein. Das Heben der Arme könnte Ihnen schwerer fallen als normalerweise und auf Ihren Gesprächspartner unbeholfen wirken. Wählen Sie am besten Kleidung, die zum Unternehmen und der Branche passt und gleichzeitig genug Spielraum für unterschiedlichste Bewegungen lässt.
- Seien Sie sich auch im Klaren, dass es bei der Interpretation von Gesten und anderen Körpersignalen auch passieren kann, dass kulturelle Unterschiede eine eindeutige Deutung unmöglich machen. So ist ein Kopfnicken zum Beispiel in manchen Kulturkreisen kein Zeichen für eine Zustimmung, sondern für eine Ablehnung. Auch die Zeit, wie lange Sie jemandem in die Augen blicken, kann von Mensch zu Mensch und abhängig von seinem kulturellen Status unterschiedlich empfunden werden.
Sie wissen jetzt, wie Sie die Körpersprache Gestik von anderen Personen richtig interpretieren können. Ihnen ist klar geworden, dass Gesten immer in einem situativen Zusammenhang betrachtet werden müssen. Beobachten Sie sich einmal selbst und fragen Sie sich, ob Ihre Körpersignale und Bewegungen für Ihren Gegenüber wirklich eindeutig sind und zu dem passen, was Sie äußern. Dann dürften Sie auch in einem Bewerbungsgespräch authentisch und vertrauenswürdig wirken und den Personaler von Ihnen überzeugen. Viel Erfolg dabei!