Bewerbung: Dritte Seite sinnvoll?

Dieser Personal-vermittler erklärt, wann die Anlage einer Dritten Seite in einer Bewerbung sinnvoll ist.

Wer sich darüber schlau macht, was die Dritte Seite einer Bewerbung bedeutet, und wie diese aufgebaut wird, erhält nur selten eine Antwort auf die Frage, wann die Dritte Seite einer Bewerbung sinnvoll ist – und wann sie absolut fehl am Platz ist.

Oft heißt es dann nur, dass die Dritte Seite als Ergänzung zu Bewerbungsschreiben und Lebenslauf sinnvoll ist, wenn es etwas Besonderes zu erzählen gibt.

Doch was ist „besonders“? Ein Personalvermittler steht zu diesem Thema Rede und Antwort.

Können Sie abschätzen, wie oft eine Bewerbung mit Dritter Seite auf Ihrem Tisch landet und wie oft darauf verzichtet wird?

Personalvermittler: In absoluten Zahlen zu schätzen, ist das vergleichsweise schwer. Ich arbeite als selbstständiger Personalvermittler und könnte keine Aussage darüber treffen, wie viele Bewerbungen eine Dritte Seite haben, wohl aber kann ich Tendenzen nennen. Das heißt, dass mit der Höhe des angestrebten Ranges auch die Anzahl der Dritten Seiten zunimmt. Wer sich also in eine Position mit Führungsverantwortung bewirbt, legt öfter eine Dritte Seite bei.

Würden Sie das den Führungskräften von morgen generell empfehlen?

Personalvermittler: Nein, absolut nicht. Ich würde nicht sagen, dass bei Führungskräften per se eine Dritte Seite in den Bewerbungsunterlagen nötig ist. Lieber möchte ich sogar davor warnen. Ich erinnere mich noch an eine Dritte Seite eines Bewerbers, der sich als Teamleiter beworben hat. Die Branche tut hier wenig zur Sache – und man hätte auch allein vom Inhalt der Dritten Seite ausgehend keine Rückschlüsse auf die Branche ziehen können. Ein wenig kam mir das Schreiben so vor, als hätte der Bewerber eine Keyword-Analyse für den Begriff Teamleiter gemacht – und daraus einen Text für die Dritte Seite erstellt, der vor Schlagworten nur so strotzte, inhaltlich aber absolut ohne Aussage war.

Können Sie sich an ein Beispiel erinnern?

Personalvermittler: Er hat wohl einen Satz auf der Dritten Seite gehabt, der ungefähr so lautete: „Durch meine Aus- und Weiterbildung habe ich Fachqualifikationen gesammelt – durch mein Studium habe ich diese Kenntnisse akademisiert und darüber hinaus noch gelernt, wie man als Führungskraft agiert: fachlich versiert, kommunikativ, effektiv.“ Ich persönlich glaube, dass sich der Bewerber sehr wohl mit den Anforderungen an eine Führungskraft auseinandergesetzt hat, nur inhaltlich bewältigen kann er diese Aufgabe auf rein theoretischer Basis nicht.

Das heißt, dass die Dritte Seite des Bewerbers für ihn das K.O.-Kriterium war, für mich aber sehr aufschlussreich. Vielleicht hätte ich ihn sogar eingeladen, denn die Zeugnisse waren gut, doch spätestens im Gespräch wäre wahrscheinlich klar geworden, dass er über rein theoretisches Wissen verfügt – und als Teamleiter kläglich scheitern würde.

Können Sie denn pauschal sagen, wann es sinnvoll ist, die Dritte Seite einer Bewerbung zu erstellen?

Personalvermittler: Nein, pauschale Aussagen machen im Personalbereich keinen Sinn. Inhaltlich kann ich den Bewerbern allerdings schon sagen, wann eine Dritte Seite sinnvoll ist. Wer eine Bewerbung schreibt, hat im Grunde ja zwei Stellen, an denen er sich aktiv präsentieren kann: im Bewerbungsschreiben und im Lebenslauf. Die Auswahl der passenden Anlagen lassen wir an dieser Stelle einmal ausgeklammert. Beginnen wir mit dem Lebenslauf. Hier gilt es schulische und berufliche Meilensteine tabellarisch zu dokumentieren. Das klappt in der Regel gut. Nun zum Bewerbungsschreiben. Hier geht es darum, in wenigen Sätzen zu erklären, warum man der perfekte Bewerber ist, was einen auszeichnet – also zum Beispiel die Top-3-Qualifikationen – und was den Personalreferenten in den Bewerbungsunterlagen erwarten wird. Wenn damit alles gesagt ist, kann mein Tipp nur lauten: Belassen Sie es dabei! Konstruieren Sie keinesfalls eine nichtssagende Dritte Seite, nur damit Sie eine haben.

Wer aber (beispielsweise durch persönliche Gründe) einen abrupten Wechsel in seinem beruflichen Werdegang hat, der im Vorstellungsgespräch ohnehin für Nachfragen sorgen würde, für den ist das eine gute Rechtfertigung für die Anlage einer Dritten Seite. Auch eine lange berufliche Pause kann ein Grund dafür sein, sich individuell erklären zu wollen. Dann finde ich auch ich eine Dritte Seite sinnvoll.

Werden Bewerber deren Bewerbungsunterlagen eine Dritte Seite aufweisen öfter zum Vorstellungsgespräch eingeladen?

Personalvermittler: Nein, das ist Quatsch. Es mag so klingen, aber wenn der Personaler neugierig ist, eröffnet er sich selbst die Chance, nachzufragen – unabhängig davon, ob eine Dritte Seite Teil der Bewerbung ist oder eben nicht.

Was ist Ihr Gefühl bei einer Bewerbung, die beim Blick ins Anlagenverzeichnis eine Dritte Seite verspricht?

Personalvermittler: Um ehrlich zu sein, habe ich gemischte Gefühle, denn einerseits macht sich die natürliche, menschliche Neugier breit – und andererseits merke ich, wie meine Schultern sich unweigerlich nach oben ziehen, als würde ich mich ducken wollen. Vielen meiner Kollegen geht es im Übrigen ähnlich. Allerdings sind wir alle schon positiv – und auch negativ überrascht worden. Das heißt auch, dass eine Dritte Seite nicht zwingend schief gehen muss, sondern durchaus sinnvoll sein kann – wenn sie gut gemacht ist.

Wiedereinsteiger nutzen oft die Chance einer Dritten Seite. Doch nur wenn diese gut gemacht ist, kommt sie auch beim Personalreferenten an.
Wiedereinsteiger nutzen oft die Chance einer Dritten Seite. Doch nur wenn diese gut gemacht ist, kommt sie auch beim Personalreferenten an.

Und welche Dritte Seite in Ihrer Laufbahn war „gut gemacht“?

Personalvermittler: Ich erinnere mich an die Bewerbung einer Mutter, die nach mehreren Jahren Familienpause wieder einsteigen wollte. Um ehrlich zu sein, war ich zunächst schon genervt, als ich sah, dass sich eine gelernte Altenpflegerin auf den Job als Schneiderin bewarb, vermutlich jahrelang nicht gearbeitet hatte und dann auch noch meint, eine Dritte Seite beanspruchen zu müssen. Aber für diese Bewerberin war es goldrichtig und absolut sinnvoll. Auf der Dritten Seite erklärte sie mir, dass Sie keine Mutter sei, die nur zuhause sitzen wollte. Deswegen begann sie zu schneidern und vertreibt seither ihre Taschen selbst. Nun weiß sie ihre Kinder zumindest vormittags gut versorgt in Kindergarten und Schule und wollte Teilzeit als Schneiderin arbeiten. Ich fand die Geschichte toll – und auch die Bewerberin als ich mich mit ihr zum Vorstellungsgespräch traf. Sie bekam übrigens die Stelle, da auch ihre Arbeitsleistung die der anderen Bewerberinnen bei Weitem übertraf.

Bildnachweis: Minerva Studio/fotolia.com, lunaundmo/fotolia.com

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