Sprachen zu lernen ist wichtig, predigten Eltern, Großeltern und alle die an der schulischen Ausbildung teilhaben wollten. Doch wie wichtig sind sie eigentlich und auf welche Sprachen legen Personalreferenten heute ein besonderes Augenmerk? Darüber hinaus gibt es – ähnlich wie bei Zeugnissen – ein kleines Wörterbuch, was es bedeutet „Grundkenntnisse“ zu haben. Dieser Beitrag bringt Klarheit in den Fremdsprachendschungel.
Fremdsprachenkenntnisse sind längst nicht mehr nur ein Muss in der Tourismusbranche, denn wer heute in der Wirtschaft erfolgreich sein will, heuert bei einem internationalen Unternehmen an – und muss sich zumindest auf Englisch perfekt verständigen können. In diesem Fall sind spezielle Sprachkenntnisse natürlich der beste Weg, um die Stelle zu ergattern, denn Englisch ist doch vergleichsweise weit verbreitet und sichert im Bewerbungsmarathon nicht mehr den heiß ersehnten Vorteil. Neben den Klassikern Französisch und Spanisch gelten insbesondere auch Russisch, Chinesisch und Japanisch als Plus im Lebenslauf. Wer bereits weiß, dass der Wunsch-Arbeitgeber stark mit Skandinavien zusammenarbeitet, sollte zumindest Grundkenntnisse erwerben. Denn es ist ein Zeichen von Motivation und Respekt gleichermaßen.
So lassen sich Fremdsprachenkenntnisse beschreiben
Im Grunde genommen gibt es vier Gruppen von Fremdsprachenkenntnissen, die alle einen unterschiedlichen Kenntnisstand ausdrücken.
- Wer angibt, Grundkenntnisse zu besitzen, von dem wird erwartet Small-Talk betreiben zu können.
- Wer in der Bewerbung behauptet, eine Sprache in Wort und Schrift zu beherrschen, gibt an, mühelos in der Fremdsprache kommunizieren zu können.
- Verhandlungssicher hingegen sind in der Regel nur diejenigen, die längere Zeit im Ausland verbracht haben.
- Muttersprachler können ein- oder zweisprachig aufgewachsen sein und haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Fremdsprachen-Assen – ihnen sagt man interkulturelle Kompetenz nach.
Exkurs: Interkulturelle Kompetenz
Unter interkultureller Kompetenz versteht man eine ganz besondere Form der Soft Skills. Diese können kaum erlernt werden, sondern müssen erlebt werden. Muttersprachler, die zweisprachig oder in beiden Kulturen großgeworden sind, haben diese Kompetenz – und damit einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Bewerbern. Auch wenn ein Bewerber sehr lange Zeit (mehr als drei Jahre) im Ausland gelebt hat, kann man schon von den Anfängen interkultureller Kompetenz sprechen.
Sollen Sprachkenntnisse in den Lebenslauf?
Ja, Sprachkenntnisse sollten im Lebenslauf stehen, wenn sie explizit in der Stellenausschreibung gefordert wurden. Um die sprachliche Kompetenz für den Personalreferenten besser greifbar zu machen, ist zu empfehlen, den Spracherwerb in wenigen Worten zu besprechen.
Mit einer Formulierung wie
„Ich habe mein Bachelor-Studium in Japan absolviert“
kann der Personalreferent viel mehr anfangen, als wenn ein Bewerber von „verhandlungssicheren“ Sprachkenntnissen berichtet. Auch der Bezug zu einem „einjährigen Schüleraustausch in Spanien“ kann helfen, einen Eindruck zu vermitteln, wie Sie Ihre Sprachkenntnisse erworben und auch eingeübt haben.
Ist in der Stellenanzeige gewünscht, die Sprachkenntnisse nach EU-Norm einzugruppieren, steht der Buchstabe A für elementare Sprachverwendung, B für selbstständige Sprachverwendung und C für kompetente Sprachverwendung. Was im Detail dahinter steckt, verrät das Goethe-Institut. Wer an Sprachinstituten, Hochschulen oder anderweitig Sprachkurse belegt hat, sollte das Zertifikat beilegen und ggf. die Zertifikatsbezeichnung im Bewerbungsschreiben verwenden, wenn diese so aussagekräftig ist wie der TOEFL-Test im Englischen, der DELF-/DALF-Test im Französischen und der TELC-Test in Spanisch und Italienisch.
Auch bei Fremdsprachenkenntnissen gilt: Schummeln lohnt sich nicht!
Grundsätzlich müssen Sie immer damit rechnen, dass die Angaben in Ihrem Bewerbungsschreiben überprüft werden. Nicht zuletzt deswegen gibt es auch bei den meisten Anstellungen eine sechsmonatige Probezeit, die genug Zeit bietet, um den Wahrheitsgehalt der Bewerbung zu überprüfen. Manche beruflichen Fähigkeiten lassen sich erst in der Praxis prüfen – Fremdsprachenkenntnisse hingegen können gleich im Vorstellungsgespräch oder im Assessment-Center auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft werden.
Schwenkt der Personalreferent oder Abteilungsleiter mitten im Vorstellungsgespräch um und stellt die Fragen statt auf Deutsch auf Englisch, ist dies ein ganz offensichtlicher Test, ob die verhandlungssicheren Sprachkenntnisse auch wirklich verhandlungssicher sind. Auch im Assessment Center bieten sich wunderbare Möglichkeiten, Sprachkenntnisse zu testen, denn ein Verkaufsgespräch, ein Teammeeting oder eine Präsentation können schnell auch auf Englisch, Spanisch oder Französisch eingefordert werden. So werden die Sprachen-Schummler ganz schnell enttarnt und sind natürlich aus dem Rennen um den Job.
Wie wirken sich Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede im Job aus?
Fehlende Sprachkenntnisse und mangelndes kulturelles Verständnis haben den Markteintritt im Ausland massiv erschwert. So ist die Meinung von 64 Prozent der im Rahmen einer Studie befragten Führungskräfte. Auch falsche Übersetzungen hätten den Geschäftsabschluss behindert, was mit hohen Verlusten für die Unternehmen einherging. Besonders im Vertrieb sind Kenntnisse der Sprache und der Kultur unabdingbar, um Gewinn, Umsatz und Produktivität zu steigern.
Die Studie, bei der 572 Führungskräfte internationaler Konzerne vom „Economist“ und dem Sprachreisen-Anbieter Education First befragt wurden, macht zudem noch einen Trend deutlich: Mandarin ist im Kommen. Dies ist die Bezeichnung für Hoch-Chinesisch (in Analogie zu Hoch-Deutsch). Warum chinesisch immer wichtiger wird? Weil vermehrt Produktionsstandorte ausgelagert werden – und diese natürlich ebenso qualitativ hochwertig geführt werden sollen wie die heimischen Unternehmensstandorte.
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