Nach Bewerbungsschreiben und Lebenslauf folgen die Anlagen. Es klingt so simpel und erfordert doch so viel Mühe, denn die Frage ist: Welche Anlagen sind bei einer Bewerbung nötig? Eine ein-eindeutige Antwort gibt es auf diese Frage nicht, denn bei der Bewerbung um einen Praktikumsplatz oder eine Ausbildungsstelle sind ganz andere Anlagen wichtig – als beispielsweise bei einer Bewerbung als Abteilungsleiter.
Unstrittig ist immer die Tatsache, dass schulische und berufliche Zeugnisse in einer Bewerbung Platz finden müssen. Doch welche Zeugnisse sind überhaupt für den künftigen Arbeitgeber interessant? Hier gibt es mehrere Möglichkeiten in Abhängigkeit vom beruflichen Status:
Bewerbung um ein Praktikum oder einen Ausbildungsplatz | Bewerbung um eine Arbeitsstelle (Bewerber hat weniger als zehn Jahren Berufserfahrung) | Bewerbung um eine Arbeitsstelle (Bewerber hat mehr als zehn Jahren Berufserfahrung) | |
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Auswahl der Anlagen | Das letzte Schul-Jahreszeugnis sowie das aktuellste Schulzeugnis sind in einer Bewerbung um einen Praktikumsplatz oder eine Ausbildungsstelle Pflicht. Darüber hinaus ist es sinnvoll, weitere Qualifikationen per Zertifikat nachzuweisen. Sinnvoll sind Bescheinigungen über berufliche relevante Wahlpflichtkurse wie Rhetorik-Kurse, Schülerzeitung, Schüler-Firma etc. | Das Wichtigste ist das aktuelle Arbeitszeugnis. Darüber hinaus sind Zertifikate über weitere Qualifizierungen sinnvoll, die zeigen, dass auch während der Berufstätigkeit eine Weiterbildung stattgefunden hat. Spezielle Kurse, die während der Schulzeit absolviert wurden, sind hingegen nun nicht mehr relevant. | Alles, was älter als zehn Jahre ist, ist bei den zusätzlichen Zeugnissen und Zertifikaten nicht mehr relevant. Arbeitszeugnisse haben nun die höchste Priorität. Gut sind zudem Zertifikate über aktuell absolvierte Weiterbildungen. |
Reihenfolge | Bewerber, die sich um ein Praktikum oder eine Ausbildungsstelle bemühen, legen erst schulische Zeugnisse und anschließend Praktika-Zeugnisse oder Zertifikate weiterer Qualifikationen bei. | Das aktuelle Arbeitszeugnis liegt oben auf. Danach folgen ggf. weitere Arbeitszeugnisse vor den Nachweisen über Schulzensuren und etwaige Weiterbildungen. | Das aktuelle Arbeitszeugnis ist das Erste, was der künftige Arbeitgeber in den Bewerbungsanlagen sehen wird. Anschließend kommen weitere Zeugnisse der Berufstätigkeit sowie ein Zeugnis des höchsten Bildungsabschlusses. Zertifikate über Zusatzqualifikationen sind maximal fünf bis sieben Jahre relevant. |
Der Bewerbungscoach rät zu Anlagen mit Individualität
Die Anlagen einer Bewerbung müssen zwei Dinge können:
- Auskunft über die Qualifikation eines Bewerbers geben und
- zeigen, wer der Bewerber ist.
Vor diesem Hintergrund kommt der Frage „welche Anlagen sollen in eine Bewerbung?“ eine ganz neue Bedeutung zu. Persönlichkeit heißt beispielsweise auch, in einem Verein tätig zu sein, der sich sozial engagiert. In der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz kann so auch ein Zertifikat über eine Ausbildung bei der Freiwilligen Feuerwehr gut passen, denn das zeigt den Willen, sich auch privat weiterzubilden – und ein positiv konnotiertes Sicherheitsbewusstsein. Speziell bei der Bewerbung um einen Industrieberuf kann dieser persönliche Touch eine Anstellungsentscheidung begünstigen.
Wer eine Anstellung als Fitnesstrainer sucht, sollte natürlich auch zeigen können, welche sportlichen Abzeichen er bereits absolviert hat – ein Detail, welches in einer Bewerbung zum Finanzbuchhalter keine Rolle spielt. Das heißt auch, dass die Auswahl der Anlagen immer auch passend zum Beruf passieren muss. All die Details, die helfen ein Bild zu zeichnen, was den Bewerber zum optimalen Kandidaten macht, müssen als Anlage in die Bewerbung. Um beim Beispiel des Finanzbuchhalter zu bleiben, sei gesagt: Natürlich muss die sportliche Eignung nicht unter den Tisch fallen, aber sie ist nicht wichtig genug, um in den Anlagen einer Bewerbung aufzutauchen – unter der Rubrik „persönliches Engagement“ oder „Hobbys“ darf jedoch sicherlich stehen, dass Fitness und Sport dem Bewerber wichtig sind.
Die Auswahl der Anlagen bedeutet, mit Kenntnissen zu jonglieren
Eine Hilfestellung bei der Auswahl der Anlagen kann sein, sich vorzustellen, welche Zertifikate, Zeugnisse und dergleichen einen persönlich charakterisieren und welche berufsspezifisch passen. Das kann im Übrigen von Bewerbung zu Bewerbung variieren, daher bedeutet die Zusammenstellung der Anlagen auch immer ein Stück weit ein individuelles Puzzle anzufertigen.
Die Dinge, die den Bewerber persönlich charakterisieren, beruflich aber nicht relevant sind, können im Lebenslauf unter „ehrenamtliches Engagement“, „Hobbys“ oder „Qualifikationen“ geführt werden. Berufsrelevante Zertifikate oder Seminarbescheinigungen, die genau das Thema in den Fokus rücken, das beim Berufsprofil des angestrebten Jobs auf der To do-Liste steht, sollte per Anlage ein Teil der Bewerbungsunterlagen werden. Tipp: So können auch Studenten einen Nutzen aus ihren Seminarscheinen ziehen, wenn diese thematisch passen.
Die Sonderformen: E-Mail-, Online- und interne Bewerbung
Wer glaubt, dass E-Mail- und Online-Bewerbungen ja kein (Papier-) Geld kosten und deswegen munter alle Anlagen reingepackt werden können, macht einen Fehler, denn es geht bei der Auswahl der Anlagen nicht darum, Kopiergeld zu sparen, sondern darum, passgenau die Anlagen abzugeben, die zur Stelle passen. Das heißt, dass bei E-Mail- oder Online-Bewerbung ebenso ausgewählt werden muss. Tipp: Ein Anlagenverzeichnis hilft bei der gedruckten und bei der Online-Variante, den Überblick zu bewahren.
Und noch ein weiterer Irrglaube sei an dieser Stelle behoben: Nicht jeder Abteilungsleiter kennt jeden Mitarbeiter im Unternehmen, das heißt, dass eine interne Bewerbung mit genauso viel Akribie vorbereitet werden muss, wie eine an eine neue Firma. Verlassen Sie sich nicht auf ihre Personalakte, sondern erstellen Sie eine Bewerbung für eine neue Anstellung in einem neuen Betrieb. Aber Achtung: Intern gibt es vergleichsweise viele Möglichkeiten, sich abzustimmen, deswegen sollte sich in ihrer internen Bewerbung nicht einmal der Ansatz einer Übertreibung finden.
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