Sie sind gerade auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder einem neuen Job. Dabei haben Sie eine interessante Stellenanzeige gefunden. Doch darin ist davon die Rede, dass Sie Ihren Lebenslauf in handschriftlicher Form einreichen sollen.
Was soll das denn heißen? Warum will ein Arbeitgeber im Zeitalter des Computers einen handschriftlichen Lebenslauf? Wie wird so ein Lebenslauf verfasst? Worauf muss ich achten? Reicht es, wenn ich meinen vorhandenen Lebenslauf einfach abzuschreibe? Fragen über Fragen! Wir geben Ihnen die Antworten.
Inzwischen ist bei einer Bewerbung der tabellarische Lebenslauf Standard. Und das hat auch seinen guten Grund. Denn der tabellarische Lebenslauf listet Ihren bisherigen Werdegang klar gegliedert und schön übersichtlich auf. Er teilt die Daten und Fakten in verschiedene Kategorien ein und beschreibt die einzelnen Stationen mit kurzen, aussagekräftigen Stichworten. Der Personaler kann so auf einen Blick die für ihn interessanten Informationen aufspüren und erfassen. Das ist nicht nur praktisch, sondern spart auch Zeit. Und weil der tabellarische Lebenslauf am Computer geschrieben wird, ist sichergestellt, dass die Schrift gut zu lesen ist.
Der handschriftliche Lebenslauf ist ein Relikt aus alten Zeiten. Doch der Klassiker hat noch nicht ganz ausgedient. Er wird zwar nur sehr selten verlangt. Aber wenn in der Stellenanzeige ein handschriftlicher Lebenslauf gefordert ist, sollten Sie dieser Bitte nachkommen. Bleibt nur die Frage nach dem Wie. Wir erklären Ihnen in diesem Beitrag, worauf es beim handschriftlichen Lebenslauf ankommt.
Was ist ein handschriftlicher Lebenslauf?
Ein handschriftlicher Lebenslauf ist in aller Regel zugleich auch ein ausführlicher Lebenslauf. Das Unternehmen möchte also keinen tabellarischen Lebenslauf, den Sie am Computer geschrieben haben. Sondern es will einen Lebenslauf in Aufsatzform. Das heißt: Sie verfassen einen Text mit Ihrem Werdegang als Thema. Und diesen Text schreiben Sie von Hand.
Warum möchte ein Arbeitgeber einen handschriftlichen Lebenslauf?
Auch für den Personaler bedeutet ein ausformulierter und handschriftlicher Lebenslauf mehr Arbeit. Denn es dauert einfach länger ihn, zu lesen. Und es ist schwieriger, relevante Informationen aufzuspüren. Trotzdem kann es mehrere Gründe dafür geben, dass ein Unternehmen einen handgeschriebenen Lebenslauf möchte.
Weniger geeignete Bewerber
Verlangt ein Unternehmen einen handgeschriebenen Lebenslauf, verkleinert sich automatisch die Anzahl der geeigneten Bewerber. Schließlich ist der Aufwand, einen Lebenslauf auszuformulieren und von Hand zu schreiben, viel größer, als die tabellarische Lebenslauf-Vorlage ein bisschen abzuändern und auszudrucken. Und nur Bewerber, die die Stelle wirklich wollen, machen sich diese Arbeit.
Außerdem kann das Unternehmen auf diese Weise sehen, ob die Bewerber die Stellenanzeige genau gelesen haben. Und ob die Bewerber Anweisungen befolgen. Denn wenn in der Stellenanzeige ausdrücklich diese besondere Form des Lebenslaufs verlangt war, Bewerber aber trotzdem einen Standard-Lebenslauf einreichen, haben sie das Inserat entweder nicht aufmerksam gelesen. Oder sie wollten der Aufforderung nicht nachkommen. Beides wird meist das Aus für die Bewerbung bedeuten.
Mehr Informationen
Die tabellarische Form beschränkt sich auf kurze Angaben und klare Fakten. Im Unterschied dazu bietet der ausführliche Lebenslauf viel mehr Raum für Erklärungen. Sie können besser beschreiben, was Sie gemacht haben und welche Gründe Sie dafür hatten. Sie können Ihre Ziele erläutern und Ihre Entscheidungen begründen. Und generell können Sie in ausformulierten Sätzen mehr Aussagen vermitteln als in kurzen Stichworten. Der Personaler erhält dadurch einen umfassenderen Einblick und lernt Sie besser kennen.
Rückschlüsse auf Kenntnisse und Eigenschaften
Einen Lebenslauf auszuformulieren und von Hand zu schreiben, erfordert Sorgfalt und Geduld. Der Personaler kann sich somit einen ersten Eindruck davon verschaffen, wie strukturiert und aufmerksam sie vorgehen.
So mancher Personaler ist außerdem fit in Sachen Grafologie. Ein Grafologe ist ein Experte für Handschriften und kann durch die Analyse der Schrift Rückschlüsse auf den Charakter ziehen. Die Art, wie Sie schreiben, kann somit Hinweise auf Ihre Persönlichkeit liefern. Es gibt sogar Unternehmen, die extra ein grafologisches Gutachten in Auftrag geben. Doch auch ohne Gutachten und Analyse zeigt der Blick auf den handschriftlichen Lebenslauf, ob Sie sauber und ordentlich arbeiten.
Übrigens: Wenn in der Stellenanzeige steht, dass Sie einen handgeschriebenen Lebenslauf einreichen sollen, gilt das auch wirklich nur für den Lebenslauf. Ihr Anschreiben erstellen Sie ganz normal am Computer. [/su_note]
Welche Inhalte gehören in einen handschriftlichen Lebenslauf?
Grundsätzlich hat der handgeschriebene Lebenslauf die gleichen Inhalte wie die tabellarische Variante. Logisch, denn Ihre persönlichen Daten und Ihr Werdegang verändern sich ja nicht, bloß weil Sie die Angaben ausformulieren. Deshalb können Sie ruhig die Vorlage, die Sie sonst für Ihre Bewerbungen verwenden, als Grundgerüst nutzen. Aber es reicht nicht aus, wenn Sie die Stichworte einfach nur in Sätze verpacken. Denn es gibt zwei entscheidende Unterschiede:
- Einen ausführlichen Lebenslauf schreiben Sie chronologisch. Anders als beim tabellarischen Lebenslauf fangen Sie also nicht mit der aktuellen Station an und gehen dann rückwärts. Sondern Sie beginnen mit Ihrer Kindheit oder Jugend und arbeiten sich an der Zeitachse entlang bis in die Gegenwart vor.
- Beim ausformulierten Lebenslauf reihen Sie die Stationen nicht nur aneinander. Es soll keine bloße Aufzählung werden. Die ausführliche Variante kennzeichnet sich dadurch, dass Sie auch auf Ihre Beweggründe und Ziele eingehen. Es soll ein roter Faden erkennbar sein, der Sie dorthin geführt hat, wo Sie heute sind.
Der handschriftliche Lebenslauf ganz praktisch
Im Internet finden Sie verschiedene Muster und kostenlose Vorlagen für ausführliche Lebensläufe. Natürlich können Sie die Beispiele nutzen, um sich Ideen zu holen. Aber schreiben Sie einen Muster-Lebenslauf niemals ab. In Ihrem Lebenslauf geht es schließlich um Ihre ganz persönliche Geschichte. Und deshalb muss Ihr Lebenslauf entsprechend individuell sein.
Auch ein ausformulierter Lebenslauf in der handschriftlichen Version muss vollständig sein. Außerdem sollte er eine klare Gliederung haben und einer logischen Struktur folgen. Bauen Sie Ihren Lebenslauf deshalb wie einen klassischen Aufsatz aus Einleitung, Hauptteil und Schlussteil auf:
Einleitung
In der Einleitung nennen Sie Ihre persönlichen Daten. Zum Beispiel so:
Hauptteil
Danach berichten Sie, was Sie alles gemacht und welche Kenntnisse und Erfahrungen Sie dabei gesammelt haben. Gibt es Lücken oder Brüche, sollten Sie ausführen, was Sie aus Ihren Fehlern gelernt haben. Aber behalten Sie immer im Hinterkopf, warum Sie den Lebenslauf schreiben: Sie bewerben sich auf eine bestimmte Stelle. Verlieren Sie sich also nicht in Details, sondern konzentrieren Sie sich auf Kenntnisse, die für den neuen Job relevant sind.
Damit Ihr Lebenslauf nachvollziehbar bleibt, gliedern Sie Ihre Ausführungen in thematische Abschnitte. Dabei können Sie sich an den Kategorien aus Ihrem normalen Lebenslauf orientieren. Fangen Sie also mit der Schule an und machen Sie danach mit Ihrer Ausbildung weiter. Danach sind die beruflichen Stationen an der Reihe. Anschließend können Sie auf besondere Kenntnisse, Interessen und Hobbys zu sprechen kommen. Achten Sie aber darauf, dass Sie nicht nur aufzählen. Sondern versuchen Sie, Ihre Motive und Ziele mit einzubringen. Zum Beispiel so:
Da ich meine Interessen gerne beruflich nutzen wollte, absolvierte ich nach dem Abitur eine Ausbildung zur Erzieherin im Kindergarten __. Nach erfolgreichem Abschluss im Jahr 2010 blieb ich zwei weitere Jahre in diesem Kindergarten. Da das Konzept auf Inklusion basiert, konnte ich neben den typischen und üblichen Tätigkeiten auch Erfahrungen im Umgang mit behinderten Kindern sammeln. Diese sehr schönen und wertvollen Erfahrungen waren der Auslöser dafür, dass ich mich entschlossen habe, Heilpädagogik zu studieren.
Während meines Studiums habe ich mehrere Praktika absolviert. Dazu gehörte …
Schlussteil
Ihren Lebenslauf schließen Sie damit ab, wo Sie jetzt sind und warum Sie sich um die ausgeschriebene Stelle bewerben. Geben Sie einen kurzen Ausblick darauf, welche beruflichen Ziele Sie sich als nächstes gesetzt haben. Zum Beispiel so:
Wie wird ein handschriftlicher Lebenslauf erstellt?
Bei der ausführlichen, handgeschriebenen Variante kommt es nicht nur auf die Inhalte, sondern auch auf die Optik an. Beherzigen Sie deshalb folgende Tipps:
- Verfassen Sie Ihren Lebenslauf zunächst am Computer. So können Sie einfacher verschiedene Formulierungen ausprobieren und die Aussagen hin- und herschieben. Außerdem hilft Ihnen Ihr Textverarbeitungsprogramm dabei, Rechtschreib- und Grammatikfehler aufzuspüren. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden, drucken Sie den Lebenslauf aus und schreiben ihn handschriftlich ab.
- Verwenden Sie ein hochwertiges Papier, kein Kopierpapier. Bewährt hat sich ein weißes Papier mit einem Gewicht von 80 Gramm.
- Schreiben Sie auf einem unlinierten Blatt. Und nutzen Sie ein liniertes Papier als Unterlage. So schreiben Sie auch auf einem weißen Blatt ohne Linien schön gerade.
- Um Flecken und Abdrücke zu vermeiden und nichts zu verwischen, können Sie Ihr Blatt Papier mit Löschpapier abdecken.
- Verfassen Sie Ihren Lebenslauf mit Füller und blauer Tinte. Filzstift, Kugelschreiber oder gar Bleistift kommen nicht gut an.
- Nehmen Sie sich Zeit. Schreiben Sie lieber langsam, aber dafür gleichmäßig und leserlich.
- Sollte Ihnen ein Fehler unterlaufen, korrigieren Sie nicht mit dem Tintenkiller oder mit Tipp-Ex. Und streichen Sie auch nichts durch. Sondern fangen Sie noch einmal neu an.
- Teilen Sie Ihre Inhalte in Absätze auf. Durch kleine Abstände wird Ihr Text nämlich gleich viel lesefreundlicher.
- Als grobe Richtlinie gilt, dass Sie mit vier Seiten auskommen sollten. Ist Ihr Lebenslauf deutlich länger, könnte der Eindruck entstehen, dass Ihnen der Blick fürs Wesentliche fehlt.
Ein letzter Hinweis zum Schluss
Ein handschriftlicher Lebenslauf ist die Ausnahme. Wenn Sie sich für eine Ausbildung bei einem mittelständischen Betrieb aus einer eher konservativen Branche bewerben, werden Sie diese Variante vielleicht brauchen. Oder wenn Ihre Bewerbung an eine Behörde, die Polizei, die Bundespolizei oder die Bundeswehr geht. Auch bei der Bewerbung um ein Stipendium kann die handgeschriebene Version gefragt sein.
Das könnte Sie nun auf die Idee bringen, von sich aus einen ausführlichen und handgeschriebenen Lebenslauf zu erstellen. Schließlich wäre das eine gute Möglichkeit, um sich aus der Masse abzuheben. Aber das sollten Sie besser lassen! Denn Sie machen damit nicht nur sich selbst, sondern auch dem Personaler mehr Arbeit. Und das kommt selten gut an.