Wir könnten diesen Beitrag auch „drei Berufe – drei Meinungen“ nennen, denn anstatt darüber zu philosophieren, ob denn nun offene Haare auf dem Bewerbungsfoto gut ankommen oder nicht, sollen heute Bewerberinnen zu Wort kommen, die mit drei ganz unterschiedlichen Frisuren auf dem Bewerbungsfoto gut ankamen – und den Job auch bekommen haben. Sie werden ihre Überlegungen zum Haarstyling kundtun und Ihnen zeigen, dass es keine Patentlösung für das Bewerbungsfoto gibt.
Kerstin ist Restaurantfachfrau und bewirbt sich als Sommelière
Kerstin kennt den Dreh eigentlich schon. Direkt nach der Schule hat sie sich auf eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau beworben und in einem renommierten Restaurant auch die begehrte Stelle bekommen. Damals achtete sie nicht auf Details wie etwa die Frisur.
Sie berichtet: „Ich war 17, hatte meinen Schulabschluss und meinen Traumberuf vor Augen und wusste, dass ich mich fürs Bewerbungsfoto ordentlich zu kleiden hatte. Doch dass besonders meine Haare dabei in den Fokus rücken würden, hätte ich mir nicht träumen lassen. Damals trug ich meine Haare relativ lang und lockig und so präsentierte ich mich auch auf dem Bewerbungsfoto. Ich wurde zum Vorstellungsgespräch geladen – und erst da ging mir ein Licht auf. Der Restaurantchef, der mit dem Personalreferenten gemeinsam das Gespräch mit mir führte, lobte meinen Dress zum Vorstellungsgespräch und merkte an: Man sieht, Sie haben sich nun überlegt, auf was es als Restaurantfachfrau ankommt. Ich lächelte ohne zu wissen, was er wirklich meinte, aber dann erklärte er mir, dass er froh sei, dass ich meine langen Haare nun gebändigt hatte. Um ehrlich zu sein, war das Zufall. Doch ab diesem Moment wusste ich, wie wichtig das Haarstyling beim Vorstellungsgespräch ist.“
Heute ist Kerstin 24. Sie hat ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und wurde übernommen. Anschließend hat sie lange nach der passenden Weiterbildungsoption gesucht, denn Kerstin will im Service bleiben und nicht etwa in einem Büro arbeiten. So entschied sie sich für die Weiterbildung zur Sommerlière an einer Fachschule. Mit Bravur meisterte sie die Ausbildung zur Weinspezialistin und möchte sich nun auch beruflich entsprechend verändern. Auf ihrem Bewerbungsfoto trägt sie einen ordentlich geflochtenen Zopf, den sie über die Schulter legt. Denn eins hat sie gelernt: Zur Gastronomie- und Hotellerie-Branche passen keine offenen Haare.
Sophia ist Sport- und Fitnesskauffrau und möchte als Animateurin arbeiten
Sport ist die einzige Komponente in Sophias Leben, die immer konstant geblieben ist. Bereits mit fünf Jahren tanzte sie, spielte im Verein Fußball und trainierte Kampfsport. So war die Ausbildung zur Sport- und Fitnesskauffrau eigentlich schon besiegelt, als der Ausbildungsberuf entstand. Da bei der dreijährigen Ausbildung nicht nur sportliche Fitness, sondern auch kaufmännisches Talent gefragt war, kleidete sich Sophia auf dem Bewerbungsfoto eher „businesslike“ und erhielt dafür zahlreiche Absagen.
Bei der letzten Bewerbung, die sie abschickte, verzichtete sie auf das Foto und wurde eingeladen. Sophia war keck und fragte nach. Man sagte ihr, die Qualifikation würde perfekt passen und auch die Tatsache, dass kein Bild dabei war, störte nicht, denn im Sportbereich geht es nicht um Kostüm, Bluse und offene Haare. Dieses Aha-Erlebnis hat Sophia begleitet. Fortan VER-kleidete sie sich nicht mehr, sondern ging im sportlichen Look und mit Pferdeschwanz zur Arbeit.
Nun möchte sie einige Zeit im Ausland als Animateurin arbeiten. Was sie sich für das Bewerbungsfoto einfallen ließ, erklärt sie selbst: „Mir war klar, dass ich mit einem Standardfoto keine Chance auf meinen Traumberuf haben würde und so ließ ich mir etwas ganz anderes einfallen. Ich schlüpfte einmal in ein Aerobic-Outfit, ein anderes Mal in ein Fußball-Outfit und auf dem dritten Foto in mein Tanzoutfit. Daraus ließ ich eine Collage anfertigen. Beim Vorstellungsgespräch (bei dem ich übrigens offene Haare trug), bestätigte man mir, die Idee sei pfiffig gewesen. Auch kam gut an, dass ich zum Vorstellungsgespräch die weibliche Seite betonte und meine Haare offen trug. Ab dem Sommer arbeite ich auf Ibiza.“
Angela ist Friseurin aus Leidenschaft. Sie weiß, auch offene Haare brauchen Styling.
Angela hat ihre Liebe zum Frisieren und Schminken zu ihrem Beruf gemacht und arbeitet seit sieben Jahren als Friseurin. Nun zieht sie um und möchte den Job wechseln, um wohnortnah arbeiten zu können. Sie möchte zeigen: Auch offene Haare brauchen Styling. Und so entschied sie sich für eine Lockenpracht auf dem Bewerbungsfoto – wohlwissend, dass sie zum Vorstellungsgespräch mit glatten Haaren kommen wird, denn sie möchten zeigen: Sie beherrscht die Variationen.
„Neben den Klassikern – gelocktem und glattem Haar – wollte ich auch zeigen, dass ich Hochsteckfrisuren beherrsche. Deswegen habe ich bereits seit längerem meine Kundinnen um ein Foto gebeten, wenn ich sie erst fertig frisiert hatte. Die Fotos legte ich meinen Bewerbungsunterlagen als Arbeitsprobe bei und rundete so auch bildlich mein Portfolio ab. Bei meinem neuen Chef kam das gut an. Er lobte den Einfallsreichtum, viele Facetten zu zeigen und stellte mich nach einem erfolgreichen Probearbeitstag ein. Ich bin froh, einen Job zu haben, bei dem ich beim Haarstyling variieren kann.“
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