Ist der Lebenslauf handgeschrieben reine Schikane?

Einst war das Schreiben mit Füller gängige Praxis. Heute gilt es als umständlich.

Jetzt mal Hand aufs Herz: Welcher Brief war der Letzte, den Sie handschriftlich verfasst haben? Wenn Sie sich an gar keinen handgeschriebenen Brief erinnern können, muss die Aufforderung den Lebenslauf handgeschrieben einzureichen für Sie klingen, als käme sie vom Mond. Allerdings erwarten nicht etwa Aliens oder andere Wesen aus dem All einen handgeschriebenen Lebenslauf sondern in aller Regel kleine, vielleicht sogar ein wenig konservativ geprägte Betriebe. Und um Ihre Frage vielleicht gleich vorweg zu nehmen: Ein Lebenslauf handgeschrieben ist in jedem Fall erlaubt und absolut rechtens – zudem stellt er Sie vor eine Herausforderung und genau das war auch mit eine Intention des Unternehmens. Mehr zum Lebenslauf handgeschrieben erfahren Sie in diesem Beitrag.

Bleiben wir zunächst einmal bei den Gründen, warum ein Unternehmen sich das „antut“, einen Lebenslauf handgeschrieben zu fordern und sich dabei bewusst dafür entscheidet, vermutlich eine krackelige (weil ungeübte) Handschrift entziffern zu müssen:

  1. Ist der Personalreferent Hobby- oder gar Profi-Graphologe kann er aus Ihrem Lebenslauf handschriftlich weit mehr herauslesen, als Sie sich vielleicht vorstellen können, denn: Ein Graphologe kann Punkte und Striche deuten und so einen Blick in Ihre Persönlichkeit und Psyche werfen. Das heißt: Der Lebenslauf handgeschrieben dient in diesem Fall als Persönlichkeitstest. Ein Ausweg könnte ein Lebenslauf handgeschrieben auf Basis von Versalien sein, allerdings stoßen Sie damit den Graphologen auch vor den Kopf.
  2. Ist der Personalreferent ein Mitarbeiter „alter Schule“ möchte er Sie herausfordern, denn ein Lebenslauf handgeschrieben erfordert weit mehr Engagement als nur den tabellarischen Lebenslauf abzupinseln. Während Sie beim PC die Delete-Taste vermutlich unzählige Male pro Schriftstück bemühen, ist dies beim Lebenslauf handschriftlich nicht möglich. Das heißt: Sie müssen auf Anhieb sauber und ordentlich schreiben, denn Tipp-Ex ist tabu!

Exkurs in das Land der Handschriften

Wer nun neugierig geworden ist, kann seine Handschrift selbst einmal genau unter die Lupe nehmen, um zu sehen, was diese vielleicht über die eigene Persönlichkeit aussagen könnte.

Auf den ersten Blick können Sie sehen

  • ob das Schriftbild regelmäßig ist oder eher chaotisch wirkt.
  • ob der Abstand zwischen den Worten und/oder Zeilen übermäßig groß ist.
  • ob der Anfangsbuchstabe besonders betont ist oder nicht.
  • ob der i-Punkt auch dort steht, wo er stehen soll, oder ob er an anderer Stelle steht.
  • ob der Stift stark aufgedrückt wurde oder eher sanft oder gar ausgeglichen verwendet wurde.
  • ob die Bögen bei den Buchstaben „n“ und „m“ einem bestimmten Muster folgen (Girlande, Arkade, Winkel, Faden, Doppelbogen, etc.).
  • ob die Buchstaben eher rund oder zackig auf dem Papier stehen.
  • ob die Buchstaben kleiner oder größer als 2,5 Millimeter hoch sind.
  • ob die Buchstaben miteinander verbunden sind oder nicht.
  • ob die Buchstaben spielerisch wirken oder eher reduziert.
  • ob Ihre Schrift sehr ausladend ist oder nicht.
  • ob Ihre Schrift sich in irgendeine bestimmte Richtung neigt oder diese beliebig ändert.
  • ob in Eile, langsam oder ausgeglichen geschrieben wurde.

Ein Graphologe wirft sein Augenmerk genau auf diese Details – und auf Grundlage dieser Ergebnisse entsprechende Ableitungen zu Ihrer Person treffen. Zum Schnelltest geht’s hier.

So gelingt der Lebenslauf handgeschrieben

Die Herausforderung ist auch auf einem unlinierten Blatt gleichmäßig und ordentlich zu schreiben.

Die eigene Unterschrift unter ein Dokument zu setzen, ist im Grunde noch keine Besonderheit, denn eine Unterschrift muss nicht zwingend leserlich sein. Einen Lebenslauf handgeschrieben zu verfassen, stellt indes ganz andere Herausforderungen an Ihre Handschrift, denn beim Lebenslauf handgeschrieben müssen Sie auf die Einhaltung dieser Grundregeln achten:

  1. Achten Sie auf eine gleichmäßige Handschrift, die Sie in aller Regel dann haben, wenn Sie langsam schreiben und auch gut eingeschrieben sind.
  2. Achten Sie darauf, hochwertiges Papier zu benutzen, das mindestens 100 Gramm-Papier sein sollte. Kopierpapier ist hierfür nicht passend.
  3. Das, was Sie zu Papier bringen möchten, sollten Sie als Vorlage vor sich liegen haben. Wer diese Vorlage im Computer erstellt hat, kann sie zwar besser lesen, hat sich aber damit auch eine wichtige Übungslektion durch die Lappen gehen lassen, einmal ein großes Textstück handschriftlich zu verfassen. Auch die Einteilung der Seite erfolgt idealerweise schon beim Üben und nicht erst bei der finalen Version.
  4. Die schönste Handschrift haben Sie mit einem Füller. Dieser sollte in blauer Tinte schreiben, die nicht gerade erst eingefüllt wurde, sondern mit der schon ein paar Seiten gefüllt wurden.
  5. Löschpapier hilft nicht nur Linkshändern dabei, den Lebenslauf handgeschrieben und unverwischt abzugeben, sondern verhindert auch Fingerabdrücke und andere Flecken.
  6. Um auch auf dem unlinierten/unkarierten Blatt eine Buchstabenlinie halten zu können, sollten sie ein liniertes Blatt dahinter legen, das beim Schreiben durchscheint. Auf einem Lineal zu schreiben, sieht man deutlich an der Handschrift und auch die Idee, Striche zu ziehen und diese später wegzuradieren, ist umständlich und nicht sehr praxisnah.

Handschrift und Story gehen Hand in Hand

Zwar nicht immer, aber meistens steht neben dem Wunsch nach einem Lebenslauf handgeschrieben auch der Wunsch nach einem ausformulierten Lebenslauf. Gerade dann, wenn Sie sich darüber wundern, dass Sie Ihren Lebenslauf handschriftlich verfassen müssen, sollten Sie sich aber darüber freuen, wenn Sie dies in der ausführlichen/ausformulierten Form machen dürfen, denn einen tabellarischen Lebenslauf handgeschrieben (und damit übersichtlich) zu gestalten, ist noch schwieriger, als in ausformulierten Sätzen Text aufs Papier zu bringen. Der Grund dafür ist einfach, denn wenn Sie „nur“ Text schreiben müssen, brauchen Sie keinen Gedanken daran zu verschwenden, wie die einzelnen Kategorien im tabellarischen Lebenslauf ohne PC-Tabulator ordentlich aufs Papier kommen.

Bildnachweis: Scisetti Alfio/fotolia.com, momanuma/fotolia.com

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