Welches Material für die Bewerbungsmappe – Leder oder Pappe?

Als Bewerbungs-mappe ist die Ledervariante übertrieben.

Pappe oder Plastik wäre wohl die passende Antwort auf diese Frage. Und wer sich einmal überlegt, was mit einer Bewerbungsmappe in der Regel passiert, weiß auch gleich warum:

Sie landet zunächst einmal im Posteingangsbereich des Unternehmens, bei dem Sie sich bewerben. Dann wird es weitergereicht an den Personalreferenten und die jeweiligen Abteilungsleiter, vielleicht sogar an den Geschäftsführer.

Alle haben eines gemeinsam: Sie werfen einen Blick auf den Inhalt, würden aber eine Bewerbungsmappe aus Leder nicht speziell würdigen, insofern ist die Bewerbungsmappe aus Leder übertrieben und eine unnötige Investition in zweierlei Hinsicht: Sie kostet in der Anschaffung viel und auch die Versandkosten sind höher, da die Mappe teurer ist als eine reguläre Bewerbungsmappe aus Pappe oder Plastik.

Experten sind sich einig: Die Bewerbungsmappe aus Leder ist einfach nur übertrieben. So gibt es heute keinen denkbaren Job, bei dem es passend ist, Lebenslauf, Zeugnisse und Referenzen in eine derart teure Mappe zu stecken. Im Bewerbungszirkus gilt: Schlichtheit siegt. Das heißt in der Praxis, dass Sie gut beraten sind, wenn Sie auf schlichte, gedeckte Farben setzen und auf Neonfarben oder verwirrende Muster verzichten. Auch eine vierteilige Bewerbungsmappe wirkt oft übertrieben. Passender wird eine dreiteilige Bewerbungsmappe empfunden, die heute den gängigen Standard darstellt.

So können Sie eine Bewerbungsmappe aus Leder anderweitig nutzen

Wenn Sie die Bewerbungsmappe nun schon angeschafft haben, ist das Geld dafür ja schon ausgegeben. Nun die teure Mappe im Büroschrank vergammeln zu lassen, macht nun wenig Sinn. Sie können sie aber durchaus für einen noblen, extravaganten Auftritt beim Vorstellungsgespräch nutzen. Nutzen Sie die Bewerbungsmappe aus Leder doch dazu, Ihre Unterlagen noch einmal zum Bewerbungsgespräch mitzubringen – und vielleicht sogar noch um das eine oder andere Highlight zu ergänzen. Wenn Sie sich als Vertriebsmitarbeiter oder generell als Außendienstmitarbeiter bewerben, ist das eine gute Möglichkeit, sich so zu präsentieren, wie Sie den Betrieb auch später im Gespräch mit einem Kunden präsentieren möchten.

Achten Sie darauf selbst mit einer edlen Bewerbungsmappe aus Leder nicht arrogant oder überheblich zu wirken, denn diese Persönlichkeitsstruktur ist in Unternehmen nur selten gefragt. Nutzen Sie hingegen Ihre Bewerbungsmappe, um etwas in der Hand zu halten oder auf dem Tisch liegen zu haben. Dann können Sie die Mappe bzw. die darin liegenden Unterlagen auch ins Gespräch einbinden.

Und so funktioniert’s:

  1. Wenn Sie eine Frage gestellt bekommen, beantworten Sie diese zunächst strukturiert.
  2. Haben Sie zusätzliches Material in Ihrer Bewerbungsmappe, das Ihre Aussage unterstreicht, können Sie nun auf dieses verweisen oder Ihrem Gegenüber aushändigen.

Tipp: Kleiden Sie Ihren Verweis nicht in das arrogante „haben Sie das nicht gelesen?“-Gewand, in dem Sie auf die Dokumente hinweisen, die ohnehin schon Teil der ursprünglichen Bewerbung waren, sondern bieten Sie zusätzlichen Mehrwert – denn das zeigt, dass Sie für die übersandte Bewerbung eine Auswahl der Highlights getroffen haben und, dass Sie sich sehr wohl noch einmal explizit und detailliert auf das Vorstellungsgespräch vorbereitet haben, in dem Sie sich überlegt haben, was Sie darüber hinaus anbieten können.

Ein Praxisbeispiel: Mehrwert im Gespräch schaffen

Susanne hat sich auf die Stelle als Innendienstleiterin in einem Verlag beworben. Sie ist gelernte Verlagskauffrau, hat eine Weiterbildung zur Marketing-Beraterin absolviert und bringt damit die besten inhaltlichen Voraussetzungen mit, sich um die Produktion der Verlagsprodukte zu kümmern. Das fand auch der Abteilungsleiter, der Sie zum Gespräch geladen hat. Nur der Personalreferent, der weniger inhaltlich arbeitet, sondern vielmehr auf die strukturelle Eignung achtet, zweifelt – nicht etwa an ihren inhaltlichen Fähigkeiten, sondern vielmehr an ihrer Eignung als Führungskraft.

Im Vorstellungsgespräch können zusätzliche Unterlagen in der Bewerbungsmappe aus Leder Platz finden.

Der Personalreferent versucht Susanne mit Stressfragen aus der Reserve zu locken. Diese Fragen stellt er ihr:

  • Welche Form der Weiterbildung möchten Sie denn bei uns machen, bevor Sie wieder den Arbeitgeber wechseln?
  • Was würden Sie gegen kein Geld der Welt eintauschen?
  • Welche Superkräfte hätten Sie in Ihrem eigenen Comic als Superheld?
  • Welche Frage wäre hier und heute Ihr persönlicher Greul?
  • Was denken Sie, wie haben Sie sich bisher geschlagen im Vorstellungsgespräch?
  • Auf welcher Grundlage haben Sie Ihre Gehaltsvorstellung benannt?
  • Was hat in Ihrem Leben den höheren Stellenwert: Familie oder Karriere?
  • Was war der größte Fehler, den Sie je im Arbeitsleben begangen sind?

Susanne schlägt sich bestens, denn sie bleibt ruhig. Sie überlegt sich, was sie nun antworten möchte, formuliert kurz, prägnant und aussagekräftig. In ihren Aussagen zeigt sich, dass sie belastbar und schlagfertig ist. Persönlich betroffen scheint sie von keiner der Fragen zu sein, auch unterstellt sie dem Personalreferenten keine persönliche Abneigung, sondern weiß, dass dieser nur seinen Job macht. Susanne versucht so klar wie möglich ihren Standpunkt zu beziehen, achtet aber auch darauf diplomatisch zu bleiben.

Als letzte Frage im Gespräch geht der Ball zurück an die Bewerberin. Sie hat die Möglichkeit Fragen zu stellen. Ruhig blättert sie in der Bewerbungsmappe aus Leder und zieht ein Blatt hervor, das mit „Stärkenanalyse“ überschrieben ist. Sie erläutert, dass sie diesen Persönlichkeitstest im Rahmen eines Führungskräftecoachings absolviert hat und dem Personalreferenten und dem Abteilungsleiter gerne noch zusätzlich aushändigen möchte, da die Ergebnisse daraus unter Umständen das Bild als qualifizierte Führungskraft abrunden könnten.

Das kommt an. Nur wenige Tage später bekommt Susanne die Zusage.

Bildnachweis: Jeanette Dietl/fotolia.com, Photographee.eu/fotolia.com

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