Wer als Führungskraft arbeitet, möchte auch bei der nächsten Anstellung wieder als solche arbeiten. Das heißt: Sie müssen sich ins Zeug legen und in wenigen Worten darstellen, wie Sie geführt haben und was Sie damit erreicht haben.
Haben Sie keine Führungserfahrung, möchten sich aber auf eine Führungsposition bewerben, müssen Sie in Ihrer Berufserfahrung die Kontaktpunkte mit den Aufgaben einer Führungskraft ausfindig machen, diese prominent darstellen und Ihren Wunsch-Arbeitgeber damit zu überzeugen versuchen. So gibt es im Grunde zwei Seiten, die in diesem Artikel beleuchtet werden: Derer mit Führungserfahrung und derer ohne Führungserfahrung.
Situation 1: Ein Bewerber MIT Führungserfahrung bewirbt sich auf eine Führungsposition
Den größten Fehler, den Sie nun machen können, ist sich darauf zu verlassen, dass Ihre Führungserfahrung ohnehin schon die halbe Miete für die Stelle ist. Führungskräfte müssen sich zwar verkaufen können, aber Arroganz ist ein No-Go. Punkten Sie stattdessen mit Fakten.
- „Im Team Projektmanagement laufen alle Teilaufgaben der Magazinproduktion letztlich zusammen. Aktuell arbeite ich mit neun Projektmanagerinnen und drei Auszubildenden. Schlanke Prozesse konnten wir durch die Einführung eines Content-Management-Systems erreichen, dass es uns ermöglicht, unseren Kunden Transparenz zu bieten und die Qualität unserer Produkte nachhaltig zu steigern.“
- „Müsste ich einen Steckbrief meiner Abteilung erstellen, würde dieser wohl so aussehen: 14 Mitarbeiter /-innen, 2 Auszubildende, stabiles Mitarbeiterportfolio seit fünf Jahren, erfolgreiche Implementierung von SAP, Umsatzsteigerung durch frei gewordene Kapazitäten.“
- „Nach zehn Jahren im Bereich Customer-Relationship-Management (davon vier Jahre Führungserfahrung) weiß ich nun: Der Kundenmanagement-Bereich ist meine berufliche Heimat. Gerne möchte ich nun in Ihrer (für mich noch neuen) Branche neue Erfahrungen sammeln.“
- „Meine Führungserfahrung verleitet sicherlich ein wenig zum Schmunzeln, denn als ich im Betrieb begann, war ich die einzige Person in der Abteilung, die heute auf sechs Personen angestiegen ist und dem Betrieb einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bietet. Ich persönlich sehe meine Aufgabe – das Team zu kreieren – nun für beendet an und suche nach einer neuen Herausforderung.“
Grundsätzlich haben Führungskräfte immer die Möglichkeit, die Anzahl „ihrer“ Mitarbeiter im Bewerbungsschreiben anzuführen. Doch Achtung: Diese sollte repräsentativ sein, denn wer ein Team von drei Personen leitet, könnte es schwer haben, dies als „Führungserfahrung“ zu titulieren. Natürlich gibt es Ausnahmen – beispielsweise wenn diese drei Personen zig Freelancer koordinieren müssen, dann aber gilt: Weisen Sie auch diese freien (und zu führenden) Mitarbeiter in Ihrer Bewerbung aus. Das ermöglicht dem Personalreferenten zu sehen, für wie viele Mitarbeiter Sie wirklich die Verantwortung tragen (unabhängig vom Status des Mitarbeiters).
Eine andere Möglichkeit ist es, sich weniger auf die Größe der Abteilung, sondern eher auf die Erfolge dieser zu fokussieren. Aber Achtung: Natürlich dürfen Sie als Führungskraft nicht munter irgendwelche internen Informationen ausplaudern, wohl aber Tendenzen aufzeigen, die vielleicht ohnehin schon durch Pressemitteilungen etc. bekannt sind. Dabei gilt: Erklären Sie kurz, was Sie erreicht haben, ohne dabei zu detailliert in eine Beschreibung einzutauchen – denn das würde ohnehin den Rahmen der Bewerbung sprengen.
Situation 2: Ein Bewerber OHNE Führungserfahrung bewirbt sich auf eine Führungsposition
Eins vorweg: Ja, es ist möglich, auch ohne Führungserfahrung eine Anstellung als Führungskraft zu bekommen – wenn die einzelnen Parameter stimmen. Einige davon sind:
- Natürlich müssen Sie sich (idealerweise durch jahrelange Praxiserfahrung) in der Branche auskennen und mit hervorragender Fachqualifikation punkten können. Sehr gut ist auch, wenn Sie eine Weiterbildung absolviert haben, denn nicht selten werden dabei bereits Führungsfertigkeiten vermittelt.
- Führungsqualifikation. Strategie, Kommunikationsfähigkeit und Entscheidungskompetenz sind drei wichtige Säulen von Führungskräften. Und diese können als Führungskraft trainiert worden sein – oder aber auch als Mitarbeiter. Mit dem Satz „ein Projekt zu initiieren, den Startschuss zu erteilen, Fans dafür zu finden und es termingerecht bis zum Schluss in sehr hoher Qualität umzusetzen, hat mir schon immer Freude bereitet“ zeugt davon, dass der Bewerber verstanden hat, ein Projekt erfolgreich zu managen – und ähnlich könnte er auch als Führungskraft agieren: Er muss seinem Team eine Richtung geben (Strategie), dieses motivieren und kontinuierlich zur Mitarbeit bewegen (Kommunikation) und verlässlich in seinen Entscheidungen sein (Entscheidungskompetenz).
- Persönlichkeit. Auch wenn viele Bausteine auf dem Weg zur Führungskraft durch Lernen und Training ausgebildet werden können, so gilt das für die Persönlichkeit einer Führungskraft nur teilweise, denn viel davon liegt im Wesen begründet. Führungskräfte müssen selbstsicher sein, ohne arrogant zu wirken. Sie müssen eine Vertrauensbasis aufbauen, ohne dabei zu freundschaftlich zu agieren. Sie müssen führen und das bedingt neben einem scharfen Blick fürs Detail auch die Fähigkeit Fehler zu erkennen und diese so zu äußern, dass der Mitarbeiter es als positive Aufforderung empfindet, sie zu korrigieren – ohne dabei verletzt zu werden.
Wer diese „Eigenschaften“ einer Führungskraft mit individuellen Beispielen und persönlichen Geschichten füllen kann, der kann auch ohne Führungserfahrung die Chance bekommen, sich als Führungskraft in der Praxis zu beweisen. Tipp: Kramen Sie einmal in Ihrem Privatleben und auch in Ihrem beruflichen Leben – meist finden Sie dort vergleichsweise schnell Beispiele, die Sie verwenden können, um zu sagen, dass Sie als Führungskraft geeignet sind – z.B. weil Sie regelmäßig eine Jugendgruppe trainieren (und vielleicht sogar schon Wettbewerbserfolge verzeichnen können).
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