Noch immer geistert das Gerücht umher, dass Eltern nach der Elternzeit nicht mehr in den Job zurückfinden.
Als pauschale Aussage ist dies sicherlich falsch, denn nicht die Elternzeit oder gar das Kind machen junge Eltern zu schlechteren Bewerbern, sondern der geneigte Kopf mit dem sie sich nicht selten bewerben. Selbstbewusstsein ist in diesem Fall der Schlüssel zum Erfolg, denn wer sich selbstbewusst und organisiert präsentiert, bekommt auch eine Chance auf dem Arbeitsmarkt.
Manch eine Bewerbung eines jungen Elternteils klingt fast schon nach einer Entschuldigung, wenn im Bewerbungsschreiben steht. „Die letzten 20 Monate war ich in Elternzeit, da mir die Erziehung meines Kindes sehr wichtig ist. Nun möchte ich einen Neustart im Beruf wagen – und hoffe, dass dieser glückt.“ Wer sich mit diesen Worten bewirbt, die ein Bild heraufbeschwören, das eine Frau mit gesenktem Kopf über dem Kinderbett zeigt, und anschließend mit ebenso gesenktem Kopf resigniert über der Absage des Wunsch-Unternehmens steht, dem sei gesagt: So klappt’s sicher nicht. Um diese Gedanken erst einmal wegzuwischen, ist nun ein gedanklicher Frühjahrsputz nötig:
- Eltern haben das verbriefte Recht, sich um ihre Kinder zu kümmern und dabei ihre Berufstätigkeit im Rahmen der Elternzeit zurückzustellen. Die Tatsache, dass es in diesem Zeitraum Geld gibt, sollte nicht als Almosen begriffen werden, sondern als Ausgleichslohn für die Arbeit, die nicht mit einem 9-to-5-Job zu vergleichen ist. Eltern sollten die Elternzeit nicht als „Pause wegen Faulheit“ begreifen, sondern um einen Job der ganz anderen Art.
- Eltern, die vor Beginn der Elternzeit im Leben gestanden sind, sollten sich daran erinnern – um das Gefühl zu bekommen, wie gut sie sich in der Arbeitswelt zurechtgefunden haben. Und auch wenn diese sich zunehmend rascher ändert, werden sie dennoch wieder zurückfinden – wenn Sie sich emotional darauf einlassen, in beiden Welten (der Arbeits- und der Familienwelt) Erfolg zu haben.
Wer in einem familienfreundlichen Unternehmen arbeitet, hat Glück
Die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ liegt auf Platz 2 der wichtigsten Kriterien bei der Wahl des Arbeitgebers, wie diese Grafik zeigt:
Wer also bei einem Arbeitgeber angestellt ist, der ohnehin die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht, der muss sich nicht um einen neuen Job bewerben, sondern kann vermutlich über eine Teilzeit– oder eine Gleitzeit-Regelung familienangepasste Arbeitszeiten erreichen oder gar den Nachwuchs in der firmeneigenen Kindertagesstätte unterbringen. Wer indes nach der Elternzeit auf der Suche nach einen beruflichen Anstellung ist, dem sei gesagt: Halten Sie Ausschau nach einem familienfreundlichen Unternehmen – das hilft bei der Stressreduktion ungemein.
Welche Art der Elternzeit hilft?
Grundsätzlich gilt: Je kürzer die Elternzeit ausgefallen ist oder je stärker sie genutzt wurde, desto besser wirkt die Elternzeit auch im Bewerbungsschreiben. Das heißt, dass jung Eltern aus der „Familienpause“ glatt noch Profit schlagen können, wenn nur die Formulierung passt. Die folgenden Beispiele können hier eine Orientierung geben.
- „Ich erinnere mich noch, als ich vor drei Jahren den Antrag auf Elternzeit abgegeben habe. In der Zwischenzeit hat sich viel getan – und damit meine ich nicht, dass ich nun stolze Mutter eines mittlerweile zweieinhalb jährigen Sohnes bin, sondern eher die Tatsache, dass ich die Elternzeit genutzt habe, um mich im Bereich Online-Marketing weiter zu qualifizieren. Dank den Möglichkeiten, die ein Fernstudium bietet, kann ich mich nun als ‚Social Media Manager‘ bei Ihnen bewerben.“
- „Familie ja – aber nicht nur. Das war immer mein Motto und ich bin froh, dass ich dies auch während den vergangenen eineinhalb Jahren in die Praxis umsetzen konnte. Ja, ich bin aktuell in Elternzeit. Nein, ich war nicht untätig, sondern bereits nach vier Monaten als geringfügig Beschäftigte im Einzelhandel gejobbt. Der Praxisbezug und die Zeit als „Nicht-Mama“ während der Arbeit waren mir wichtig und helfen mir jetzt dabei, mich wieder in meinem gelernten und auch geliebten Beruf als Drogistin zu bewerben.“
- „Mein Traum war immer, Spanisch zu lernen. In der Uni hat dies nicht so recht geklappt – mit 120 anderen in einem Hörsaal, doch im Rahmen der Elternzeit konnte ich mir diesen Traum erfüllen – der Ihnen nun nützen könnte, denn ich Ihrer Stellenanzeige entnommen habe, suchen Sie einen Länderbeauftragten für Spanien. Mit meinen neu erworbenen Spanischkenntnissen erfülle ich nun alle die von Ihnen gestellten Anforderungen und würde ich freuen Sie kennenzulernen.“
Die emotionale Einstellung muss stimmen
Obgleich Sie sich wahrscheinlich gut überlegt haben, ob und vor allem wann Sie nach der Elternzeit wieder ins Berufsleben einsteigen möchten, sollten junge Eltern beim Wiedereinstieg eines berücksichtigen: Die Berufstätigkeit nach dem „Familienurlaub“ wird nicht mehr so aussehen wie davor, denn während Sie ohne groß nachzudenken Überstunden machen konnte oder abends einfach müde aufs Sofa fallen konnten, wartet nun ein Kind, das mit ebenso viel Liebe und Aufmerksamkeit versorgt werden will, wie in der Elternzeit, in der Mama oder Papa non stop und uneingeschränkt verfügbar waren. Nicht um abzuschrecken, sondern um vorzubereiten sei hier gesagt: Der Stress wird steigen, aber auch das Gefühl, wieder ein eigenständiger Mensch zu sein (und nicht ein Elternteil). Besonders groß sind die Auswirkungen auf die Work-Life-Balance, wie die folgende Statistik zeigt:
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