Frei nach dem Motto „Pimp my Bewerbung“ scheint die eine oder andere Bewerbungsmappe manchmal gestaltet zu werden.
Dabei sind die Bewerber getrieben von der Angst, die Bewerbung sei nicht umfangreich genug. Das Resultat: Es befindet sich ein Zertifikat über jede Kleinigkeit im bisherigen Leben in den Anlagen der Bewerbung. Doch beim Personalreferenten kommt das absolut nicht gut an.
Die oberste Prämisse bei der Erstellung der Bewerbungsunterlagen lautet: Alle Unterlagen, die in der Bewerbungsmappe sind, müssen dem Personalreferenten helfen, ein Bild des Bewerbers zu bekommen. Das heißt, dass Lebenslauf und Zeugnisse die Basis der Anlagen einer Bewerbung bilden. Doch erst durch die Gestaltung der Bewerbungsunterlagen und die Auswahl der Zertifikate erhält die Bewerbung eine persönliche Note.
Warum ist die persönliche Note wichtig?
Weil pro Stelle nicht eine Bewerbung auf dem Tisch des Personalreferenten landet, sondern mehrere. Schwieriger gestaltet sich die Jobsuche übrigens im Norden Deutschlands. Brennpunkt ist jedoch das Ruhrgebiet. In Oberhausen gibt es 28 Bewerber für jede zu besetzende Stelle, in Gelsenkirchen 26,3, in Duisburg 19,3, in Bochum 15,8 und in Dortmund 13,5. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg gibt es im Schnitt 3,8 Bewerber pro Stelle, in Bayern 4,0 und in Hamburg 3,9.
Welche Zertifikate präsentieren die persönliche Note?
Zugegeben, die Beigabe von Zertifikaten in den Anlagen einer Bewerbung ist keine ganz leichte Aufgabe, denn nachdem sie nur optional den Weg in die Bewerbungsmappe finden, muss die Auswahl passen. Welche Zertifikate aber sind sinnvoll? Eine pauschale Antwort kann es darauf nicht geben. Allerdings können die folgenden Beispiele dazu beitragen, eine Abwägung zu treffen:
Zertifikat über den Fahrradführerschein | Nein, das hat nichts in den Bewerbungsunterlagen zu suchen. |
Zertifikat über das Freischwimmerzeichen | Nein, das hat nichts in den Bewerbungsunterlagen zu suchen. Einzige Ausnahme könnte sein, wenn sich der Bewerber um ein Praktikum oder eine Ausbildungsstelle als Bademeister bewirbt. |
Teilnahmezertifikat an einer Sportveranstaltung | Nein, das hat nichts in den Bewerbungsunterlagen zu suchen. |
Siegerzertifikat an einer Sportveranstaltung | Nein, das hat nichts in den Bewerbungsunterlagen zu suchen. Einzige Ausnahme könnte, wenn sich der Bewerber um ein Praktikum oder eine Ausbildungsstelle als Fitnesstrainer bewirbt. |
Teilnahmezertifikat an einer Erste-Hilfe-Maßnahme | Nein, das hat nichts in den Bewerbungsunterlagen zu suchen. Wer beispielsweise im Betrieb Sicherheitsbeauftragter war, muss diesen Kurs nachweisen können. Sinnvoller ist es dann, im Lebenslauf darauf hinzuweisen, dass man auch als Sicherheitsbeauftragter tätig war. |
Teilnahmezertifikat an einem außerschulischen Kurs | Dieses Zertifikat macht bedingt Sinn in den Anlagen der Bewerbung. Wurde ein Computer-Programm erlernt, was auch bei der neuen Stelle zu verwenden ist, macht es Sinn, das Zertifikat beizulegen. Ein Zertifikat „Korbflechten für Anfänger“ ist hingegen nur für wenige Berufe von Bedeutung. Sinnvoller wäre dann, dass Korbflechten unter „Interessen“ im Lebenslauf zu führen. |
Zertifikat über die Weiterbildung zum Sporttrainer im Verein | Dieses Zertifikat kann hilfreich sein, wenn der Bewerber sich um einen Beruf in dieser oder einer verwandten Branche bemüht. Auch kann die Funktion des Sporttrainers zeigen, dass der Bewerber motivieren und anleiten kann. Das kann helfen, um eine leitende Position wahrzunehmen. |
Zertifikat über einen Fotografie-Kurs | Kann unter Hobbys geführt werden, wenn die Fotografie nichts mit dem Berufsbild zu tun hat. Bemüht sich der Bewerber um eine Ausbildungsstelle zum Fotograf oder in einem Medienberuf, so ist das Zertifikat durchaus sinnvoll in den Anlagen der Bewerbung platziert. |
Seminar-Zertifikate | … sind dann sinnvoll, wenn sie inhaltlich zur Stelle passen. Wer sich in der Marktforschung bewirbt, kann gut ein Zertifikat über Empirie-Kurse beilegen. Allerdings sind beispielsweise Kurse, die in mittelalterlicher Geschichte besucht werden wenn überhaupt für eine Bewerbung im Museum geeignet. |
Spaß-Zertifikate | Zertifikate bekommt man heutzutage auch zuhauf in der Freizeit. Wer im Urlaub beim Karaoke siegt, kann ebenso ein Zertifikat erhalten wie der Schnellste im Banana-Boat-Fahren. In der Bewerbungsmappe haben diese Spaß-Zertifikate nichts zu suchen. |
Die Alternative: Lebenslauf aufwerten
Nachdem nun der Tabelle folgend wohl einige Zertifikate nicht mehr in die Anlagen der Bewerbung geheftet werden, heißt das allerdings noch lange nicht, dass die darin bestätigten Fähigkeiten unterschlagen werden sollen. Tipp: Wurde im Betrieb eine Fortbildung absolviert, kann dies an entsprechender Stelle im Lebenslauf erwähnt werden. Wer sich beispielsweise beim Rettungsdienst oder bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert, sollte dies unter „soziales Engagement“ setzen, denn das zeugt von praktischem Engagement und gibt der Floskel „ich bin engagiert und teamfähig“ einen wertigen Unterbau.
Ganz grundsätzlich ist es sinnvoll, erworbene Fähigkeiten und Kenntnisse aktiv zu nutzen, statt sich auf der theoretischen Bescheinigung auszuruhen. Wer dem Personalreferenten erklärt, wie er sich bei der Leitung der Kinder-Hip-Hop-Truppe engagiert, kann offensichtlich gut mit Kindern umgehen, denn sonst würden die sich schnell eine andere Freizeitaktivität aussuchen. Doch was bedeutet das für den Personalreferenten? Dieser kann daraus deuten, dass der Bewerber fest verwurzelt ist (und nicht sprunghaftes Job-Hopping betreibt), dass er sich sportlich betätigt (und damit einen Ausgleich zum meist stressigen Berufsalltag schafft) und, dass er kreativ ist. Tipp: Wer die eigenen Zertifikate nicht in dieser Form deuten kann, kann einen Freund um Rat bitten, oder gemeinsam mit einem Bewerbungscoach die Unterlagen interpretieren.
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