Es klingt fast ein wenig hochtrabend, ist es aber ganz und gar nicht, denn die Bewerbungsmappe zweiteilig ist im Grunde genau das, was sich Personalreferenten wünschen: Eine ordentliche Hülle für die sorgfältig erstellten Bewerbungsunterlagen eines gut qualifizierten Interessenten. Utopia lässt grüßen? Nein, denn die zweiteilige Bewerbungsmappe ist nach wie vor weit verbreitet, auch wenn Sondervarianten, wie die drei- oder gar viergeteilte Variante mittlerweile auch schon im Handel erhältlich sind. Warum gerade die Bewerbungsmappe zweiteilig die Zunft der Personalreferenten gleich nach Öffnen des Briefumschlags freundlich und fröhlich stimmt, wird im Interview deutlich.
Sie haben ein klares Votum für die zweigeteilte Bewerbungsmappe abgegeben – warum?
Personalreferent: Weil die zweigeteilte Bewerbungsmappe am besten den Zweck einer Bewerbung erfüllt, ohne durch zu viel Schnick-Schnack vom Wesentlichen abzulenken oder im dümmsten Fall sogar noch zu nerven.
Das müssen Sie uns der Reihe nach erklären. Zuerst der „worst case“: Welche Bewerbungsmappen nerven?
Personalreferent: Die, die viergeteilt sind! Stellen Sie sich bitte einmal meinen Schreibtisch vor, auf dem neben unzählig vielen Bewerbungsmappen auch Verträge und andere Personalthemen liegen. Und dann flattert eine viergeteilte Bewerbungsmappe ein – die ich auf alles obendrauf legen muss, weil das Ding einfach so viel Platz einnimmt. Das ist der Grund, warum ich diese viergeteilten Ungetüme nicht mag. Zudem hatte ich noch nie einen Bewerber, der diese viergeteilte Variante auch inhaltlich gut füllen konnte. Manchmal denke ich, dass besonders unwissende Bewerber öfter eine viergeteilte Bewerbungsmappe „aufgeschwatzt“ bekommen, als Erfahrene. Aber das kann ich nur aus meiner Erfahrung heraus sagen und nicht etwa statistisch belegen.
Okay. Notiert. Und welche Bewerbungsmappen lenken vom Wesentlichen ab?
Personalreferent: Um ehrlich zu sein, gibt es unzählige Varianten dieser „verspielten“ Mappen. Die mit Passepartout auf dem Titelbild finde ich überflüssig – und unpraktisch, denn dort fädelt man viel zu leicht mit darüber liegenden Mappen oder Unterlagen ein. Und das kann bei meinem Schreibtisch – Sie erinnern sich? – durchaus einmal passieren. Auch die Do-it-yourself-Variante ist für mich als Bewerbungsmappe grenzwertig, um nicht zu sagen, nur schwer zu ertragen. Zwar kann ich verstehen, dass manche Bewerber auf etwas ganz Besonderes setzen wollen, aber mein Tipp lautet da immer: Der Inhalt sollte etwas Besonderes sein und nicht etwa die Mappe.
Und so sind Sie quasi zu dem Fazit gekommen, dass eine zweigeteilte Bewerbungsmappe die beste Wahl ist?
Personalreferent: Korrekt. Überlegen Sie sich einmal rein logisch betrachtet, wie Sie eine zweigeteilte Bewerbungsmappe füllen wird. Sie würden auf jede Seite eines der Grundbestandteile packen. Da Sie wissen, dass das Bewerbungsschreiben immer oben auf liegen muss, bleibt also nur noch die Option, auf der einen Seite den Lebenslauf zu platzieren und auf der gegenüberliegenden Seite die Zeugnisse. Wenn sich ein Bewerber nun noch sinnhaft Gedanken macht, wie ich darin blättere, dann kommt er schnell zur oftmals empfohlenen Reihenfolge: Lebenslauf rechts, Zeugnisse links. Das hat nämlich den Vorteil, dass ich durch die Zeugnisse blättern kann und dabei gleichzeitig den Lebenslauf als Orientierungshilfe nutzen kann. Auch dem Bewerber dient das übrigens, denn er muss nicht noch zusätzlich ein Anlagenverzeichnis beilegen, sondern sollte nur die Zeugnisse in der Reihenfolge platzieren, wie die entsprechenden Stationen im Lebenslauf gelistet sind.
Und warum denken Sie, dass Ihnen zunehmend häufiger neue Formen der Bewerbungsmappe in die Hände fallen?
Personalreferent: Einerseits ist sicherlich der Handel daran schuld. Wenn das Angebot da ist, wird das auch genutzt. Das ist ebenso mit den Farben der Bewerbungsmappe. Ich konnte lange nicht verstehen, warum diese Mappen in hellen, leuchtenden Farben überhaupt produziert werden. Dann fand ich aber heraus, dass es sich dabei gar nicht um dafür ausgewiesene Bewerbungsmappen handelte, sondern um Mappen, die auch für Präsentationen genutzt werden. Diese sind meist günstiger als klassische Bewerbungsmappen. Also liegt hier das Problem beim Bewerber selbst. Wenn dieser beratungsresistent ist, kauft er sich leuchtende Bewerbungsmappen – oder die viergeteilte Nerv-Variante.
Akzeptieren Sie denn die dreigeteilte Variante?
Personalreferent: Montags schon. Da ist mein Schreibtisch morgens noch leer und die Mappe hat Platz. Nein, das war jetzt nur ein Spaß. Ja, die dreigeteilte Bewerbungsmappe akzeptiere ich dann schon. Ich bekomme auch regelmäßig welche zugesandt, doch nur selten gibt der Inhalt das her, was ich in Anbetracht der teuren Mappe erwarte.
Und das wäre?
Personalreferent: Wer auf dreiteilig setzt, sollte schon etwas Besonderes zu bieten haben. Gern mag ich, wenn Bewerber eine dreiteilige Bewerbungsmappe nutzen, wenn Sie via Anzeige zu einem Motivationsschreiben aufgefordert wurden. Das findet dann in der dreiteiligen Bewerbung einen Einzelplatz und fällt damit auch gleich ins Auge.
Ist der klassische Schnellhefter heute gar keine denkbare Option mehr?
Personalreferent: Eigentlich nicht. Es gibt wohl noch Bewerber, die einfache Klemmmappen nutzen, aber das sind meist diejenigen, die sich auf (temporäre) Aushilfs- und Nebenjobs bewerben. Hochwertig ist das auf keinen Fall, aber eben manchmal auch nicht nötig. Wer sich auf einen Job bewirbt, bei dem große Konkurrenz im Bewerbungsmarathon zu erwarten ist, der sollte sich natürlich besonders ins Zeit legen, aber dran danken: Bitte kein Schnick-Schnack.
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