Allein die Frage impliziert schon, dass es nicht länger darum geht, irgendein Bewerbungsfoto mitzusenden, sondern dass es einige Dinge geben muss, die bei der Aufnahme des Bewerbungsfotos beachtet werden müssen:
Die Kleidung, das Styling, der Blick, das Lächeln – und der bestimmte X-Faktor, der ein Bewerbungsfoto zum „modernen“ Bewerbungsfoto macht. Und wenn es etwas „Modernes“ gibt, dann muss es auch ein „traditionelles“ Pendant geben, das sich weiterentwickelt hat, denn ohne Geschichte, kann es nur schwer eine „Moderne“ geben. Mehr Details zu diesem spannenden Gedankenkonstrukt können Sie in diesem Beitrag lesen.
Jeder der schon einmal die Chance hatte, sich mit seinen Großeltern über deren Start ins Berufsleben zu unterhalten, der wird spannende Geschichten hören – doch in kaum einer wird die Bewerbung thematisiert werden, denn: Früher war diese Form der Selbstdarstellung schlicht nicht nötig. Wer eine Ausbildung absolvieren wollte (was ohnehin nicht selbstverständlich war), fragte in dem Betrieb nach, der den Vater oder Onkel beschäftigte. Frauen absolvierten ohnehin nur selten eine Ausbildung. Wenn etwas Schriftliches benötigt wurde, um die sich um eine Arbeitsstelle zu bemühen, waren dies in der Regel einige wenige Zeilen über die Stationen des Lebens – die Vorgänger des heutigen Lebenslaufes.
Die Bewerbung im Spiegel der Zeit
Historisch begründet liegen die Hintergründe der „neuen Form der Bewerbung“ im Zeitalter der Industrialisierung. Die industrielle Revolution forderte nicht nur „Handwerker“, sondern auch diejenigen, die anleiten und führen konnten. So können (rein historisch betrachtet) diese Stationen nachverfolgt werden:
- Bis zur Industrialisierung bewarb man sich noch via Mundpropaganda.
- Anschließend wurde eine lose Aneinanderreihung der (beruflichen) Stationen gefordert.
- Bis ca. 1950 wurden die Anforderungen sehr viel detaillierter, handschriftliche Lebensläufe, die maximal eine Seite umfassen durften, zeichneten diese Zeit aus.
- In den 1970er Jahren waren die meisten Lebensläufe handschriftlich verfasst. Wer moderner war und die Bewerbung mit der Schreibmaschine verfasste, musste eine Schreibprobe beilegen. Besonders auffällig war, dass Lücken im Lebenslauf unbedingt zu erklären waren.
- In den 1980er Jahren siegte der getippte Lebenslauf final über die handschriftliche Variante. Auch die Tabellenform wird zunehmend häufiger.
- In den 1990er Jahren dann geht ein wahrer Ruck durch die Bewerbungswelt, denn die Bewerbung beginnt moderner zu werden: Lebensläufe dürfen eine Seite übersteigen, Deckblätter werden häufiger und das Lichtbild von anno dazumal wird zum attraktiven Porträtbild.
- Zwischen 2000 und 2006 ist die Online-Bewerbung auf dem Vormarsch. Während eingangs E-Mail-Bewerbungen als eine Alternative zur schriftlichen Bewerbung angesehen wurden, werden sie bereits 2005 bevorzugt von den Unternehmen gefordert.
- Nur wenigen Jahre nach dem Millennium werden Netzwerke zunehmend häufiger auch für die Jobsuche genutzt – sekundärer wird indes das klassische Stelleninserat, schließlich hatte man ja bereits bei Xing, Facebook und Co. Kontakt zu Fachpersonal – warum also noch einmal per Anzeige suchen.
- Neueste Trends verabschieden sich von der klassischen Bewerbung und setzen immer stärker auf grafisch aufbereitete Lebensläufe und persönliche Daten. Auch englische Lebensläufe werden immer häufiger aktiv von den Betrieben eingefordert.
Ein modernes Bewerbungsfoto im Fokus
Würden wir weit, weit in der Vergangenheit beginnen, müssten wir nun über schwarz-weiße Bewerbungsfotos berichten, die einst noch die einzige Möglichkeit darstellten, heute hingegen eine künstlerische Option darstellen, dem Bewerber eine bestimmte Aura zu verleihen, schließlich wirken schwarz-weiß Aufnahmen oft strenger, aber auch klassischer.
Springen wir auf dem Zeitstrahl der Bewerbungsfotos ein Stück voraus, so zeigt sich ein ganz eindeutiger Trend: Das klassische Passbild hat sich längst verabschiedet. Auch der Nachfolger, die Porträtfotografie, ist heute nicht mehr auf dem Olymp der Modernität, sondern stellt heute im Grunde genommen den „traditionellen Klassiker“ der Bewerbungsfotos dar. Bewirbt sich jemand auf eine Ausbildungsstelle oder eine Position ohne Personal- und Budgetverantwortung, dann ist die klassische Porträtfotografie im Hochformat der „normale“ Weg.
Moderner hingegen wirken Bewerbungsfotos im Querformat. Aber Achtung: Die Querformat-Fotografie ist auch eine Kunst, denn wer einen Bewerber nicht richtig positioniert, lässt ihn schnell zum Pudel werden, der – wie im Sprichwort vom „begossenen Pudel“ – mutterseelenallein dasteht und gar nicht modern, wie es der Ansatz eigentlich wollte. Wer ein gutes Querformat-Foto von sich präsentieren will, muss einen entsprechenden Hintergrund wirken lassen. Freunden der Symmetrie sei in diesem Zusammenhang geraten: Der Bewerber wirkt nicht besonders gut, wenn er direkt in der Mitte des querformatigen Bildes positioniert wird. Besonders ansprechend ist es, wenn er rechts oder links platziert wird.
Ein weiteres Highlight ist die Positionierung im Anschnitt des Bildes. Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten: Bewerben Sie sich auf einen sehr klassischen Beruf (Rechtsanwaltsgehilfin, Steuerfachangestellte, Verwaltungsfachangestellte), sollten Sie diese doch sehr moderne Form des Bewerbungsfotos nicht nutzen, denn möglicherweise wird die Kunstform „missverstanden“. Und ein Personalreferent, der sich frägt, warum der Bewerber denn „abgeschnitten“ aussieht, ist nicht zielführend auf dem Weg zum Traumjob. Gleiches gilt für die Farbgebung: Heutzutage ist ein Farbfoto üblich, eine schwarz-weiß oder in sepia gefärbte Aufnahme könnte als „altbacken“ verstanden werden, wenn es sich nicht um einen „modernen“ Beruf handelt. Als Grundregel sei hier also eines genannt: Je moderner der Beruf ist, desto moderner darf auch das Bewerbungsfoto sein.
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