Ihr Vorgesetzter ist ein Choleriker. Ihr Gehalt ist unterdurchschnittlich. Ihr Aufgabenbereich bringt sie zum Einschlafen. Das sind genug Gründe, um unzufrieden im Job zu sein, doch sagen dürfen Sie dies nicht. Wer im Bewerbungsschreiben hetzt, motzt und lästert, der bewirkt nur eins:
Er macht seiner Unzufriedenheit Luft – und verwirkt jede Chance, den Job zu bekommen. Im Grunde genommen könnte dieser „Patzer“ sogar so weitreichende Folgen haben, dass der Personalreferent des Wunsch-Arbeitgebers mit dem alten Noch-Arbeitgeber Kontakt aufnimmt. Die Konsequenzen für den Job kann sich an dieser Stelle jeder selbst ausmalen. Also besser gleich von vornherein erst eine Runde Kickboxen trainieren und dann die Bewerbung schreiben. Das hilft in jedem Fall, denn dann konnten sie ihre Unzufriedenheit an ihrem Gegner oder Trainingsgerät auslassen – und nicht in der Formulierung des Bewerbungsschreibens.
Mal ganz davon abgesehen, dass es sich grundsätzlich nicht schickt, hinterrücks über Dritte negativ zu sprechen, kann das im Bewerbungsverfahren zum mächtigen K.O.-Kriterium werden. Nicht etwa nur, weil es jeglichen Benimmregeln widerspricht, sondern auch und vor allem, weil ihr potentieller Wunsch-Arbeitgeber ja Gefahr läuft, selbst Opfer Ihrer Unzufriedenheit zu werden, wenn er nicht weniger cholerisch ist, besseres Gehalt zahlt und Ihnen ein spannendes Aufgabengebiet gibt. Dieses Risiko geht kein Unternehmen ein.
Unzufriedenheit ade, aber was sind gewichtige Gründe für den Wechsel?
Nachdem nun jedem klar sein dürfte, dass es keine gute Idee ist, die eigene Unzufriedenheit zum Thema des Bewerbungsschreibens zu machen, müssen nun aber andere Gründe gefunden werden, die Sie dazu bewegen Ihren alten Arbeitsplatz aufzugeben und sich um einen neuen zu bewerben. Und genau darin liegt bereits der beste Tipp: Konzentrieren Sie sich auf die Zukunft, auf Ihren neuen Arbeitgeber, auf Ihre neuen Aufgabenbereiche und auf das, was Sie erreichen möchten. Die Vergangenheit sollte allenfalls dazu dienen, Praxiskenntnisse deutlich zu machen. Besonders zukunftsorientierte Formulierungen sind diese:
- „Ich persönlich denke, dass ich ein riesen Glück habe, denn ich habe eine Ausbildung absolviert, bei der es nie langweilig wird. Dass ich mit der Ausbildung zur Verfahrensmechanikerin der Kunststoff- und Kautschuktechnik mit dem Schwerpunkt Faserverbundtechnologie auch noch in einer absoluten Wachstumsbranche gelernt habe, war damals noch nicht so stark absehbar, doch natürlich freut mich das umso mehr. Nach drei Jahren Ausbildung, habe ich nun drei Jahre Berufserfahrung gesammelt – und möchte nun eine Weiterbildung absolvieren. Ich lade Sie dazu ein, von meinen künftigen Fachkenntnissen als Industriemeisterin für Kunststoff und Kautschuk zu profitieren.“
- „Eine solide Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger war mein Auftakt im sozial-medizinischen Sektor. Anschließend habe ich ein Studium des Pflegemanagements absolviert, um mein Aufgabenspektrum in der Branche zu erweitern. Als Einstiegsstelle bin ich nun als Assistent der kaufmännischen Leitung tätig. Bei der von Ihnen ausgeschriebenen Stelle als Qualitätsmanager könnte ich jedoch noch mehr von dem einbringen, was ich theoretisch und praktisch gelernt habe.“
- „Direkt nach meinem Schulabschluss eine Ausbildungsstelle zu suchen oder gar ein Studium zu beginnen, ließ sich – um ehrlich zu sein – nicht mit der für mich neu gewonnenen Freiheit ohne Schule vereinbaren. Darum habe ich einen Job als Lagerkraft angenommen, um Geld zum Leben zu haben. Dass ich dabei einen Beruf finden würde, der mir Spaß machen könnte, hätte ich selbst nicht gedacht. Da ich es bei meinem aktuellen Arbeitgeber schwer haben würde, vom Lager ins Büro zu wechseln, möchte ich mich bei Ihnen als Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung bewerben. Die Praxis des Warenmanagements habe ich bereits kennengelernt. Die Theorie der Warendisposition möchte ich gerne in Ihrem Betrieb lernen.“
„Unzufriedenheit“ auszudrücken ist nur eine der Todsünden in der Bewerbung
Wie eingangs bereits erwähnt, ist der Ausdruck Ihrer Unzufriedenheit fast schon eine Todsünde im Bewerbungsschreiben. Doch damit ist die Unzufriedenheit nicht allein, denn es gibt eine ganze Reihe an Todsünden, die den Weg zur guten Bewerbung negativ beeinflussen können. Versuchen Sie daher die folgenden Tipps zu berücksichtigen.
- Nehmen Sie sich Zeit. Wer sich in der Eile „schnell mal“ bewirbt, dem unterlaufen Fehler. Und wenn ein Fehler sich in die Bewerbung geschlichen hat, könnte man sich diese auch gleich sparen, denn auf eine Bewerbung mit Fehler kommen sicherlich zig fehlerfreie Exemplare. Zeit nehmen sollten Sie sich auch, um festzulegen, welche Kriterien Ihr neuer Traumjob haben muss und welche er haben sollte. Genau wie bei den Menschen gilt: Niemand ist perfekt und auch die Jobs sind es in der Regel nicht. Deswegen macht es Sinn zu wissen, wo Ihre Prioritäten liegen.
- Planung ist die halbe Miete. Jeder Bewerber muss sich im Vorfeld darüber bewusst werden, welche Branche er anpeilen will und mit welchem USP er sich präsentieren will. Individuelle Vorzüge werden in Abhängigkeit vom jeweiligen Inserat ergänzt. Darüber hinaus sollten Sie eine Liste anlegen, in der Sie vermerken, wann Sie an welchen Betrieb (bzw. an welchen Ansprechpartner) eine Bewerbung geschickt haben. Klingelt sonst das Telefon und Sie wissen nicht einmal mehr, dass Sie sich bei dem Betrieb beworben haben, wirkt das sehr unprofessionell.
- Netzwerken hilft, Kontakte zu knüpfen. Vitamin „B“ ist nicht verpönt, sondern heutzutage ein legitimer Weg, einen guten Job zu bekommen. Deswegen sollten Sie sich gut auskennen in der Branche und entsprechende Events besuchen, um sich ins Gespräch zu bringen. Achten Sie darauf, sich auf etwaige Netzwerktreffen inhaltlich gut vorzubereiten, denn manchmal nehmen Sie dabei bereits an einem inoffiziellen Bewerbungsgespräch teil.
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